El Bulli Stiftung: Molekular trifft auf Museum

Ferran Adrià, Erfinder der Molekularküche, hat vor 3,5 Jahren sein weltberühmtes Restaurant elBulli geschlossen. 2016 eröffnet er genau dort ein Kulinarisches Museum rund um Forschung, Küche und Tradition seines eigenen Hauses.

von Lamin Heinisch

Derzeit besucht Ferran Adrià (*1962) oft das Epizentrum der Forschungen, dem el Bulli Labor im Herzen Barcelonas. Dort in der Nähe des Montjuic Parks hat er sich in einem unscheinbaren Gebäude zurückgezogen und brütet mit kreativen Köpfen über die Umsetzung seines nächsten großen Projekts.

Er möchte die 1846 Gerichte aus el Bulli in ihrem kreativen Entstehungsprozess von der Idee bis hin zum fertigen Gericht dokumentieren und dem Normalsterblichen in einem Museum die Kunst der Haute Cuisine näherbringen.

Grünes Licht von Kataloniens Parlament

Eigentlich sollte das einmalige Projekt schon 2015 fertig sein, doch das Museum am Standort des alten elBulli an der Bucht Cala Montojoi liegt in einem Naturschutzgebiet. Und das bedeutet: Bauen verboten. Aktivistengruppen gingen auf die Barrikaden und sammelten fleißig Unterschriften, um den Ausbau zu verhindern. Doch im Februar 2015 hat ihm das katalanische Parlament erlaubt, sein Areal für Museumszwecke zu nutzen. Kataloniens Tourismusminister Santi Vila wörtlich „ Das Museum ist sehr wichtig, denn es gibt zwei große Marken in Katalonien: Ferran Adrià und der FC Barcelona. Kein Katalane war auf so vielen Cover-Magazinen drauf wie er.“ Kein Wunder daher, dass die Katalanen das Projekt von Adrià als echten Prestigewinn werten.

Adrià will sich ständig neu entwickeln

Doch für viele stellt sich noch immer die Frage, warum Ferran Adrià sein Restaurant auf dem künstlerischen Höhepunkt geschlossen hat. Die Antwort des Sternekochs ist so simpel wie eindeutig: Ich hatte den ständigen Druck, mich nicht zu wiederholen oder etwas gleich zu machen.“ Nun legt er mit seinen Mitarbeitern im elBulli Lab in Barcelona die Grundlage für das Museum. Das ganze Projekt ist gemeinnützig angelegt und wird als Stiftung - el Bulli Foundation - geführt. Es orientiert sich also nicht an gewinnorientierten Zielen und Vermarktung von Produkten, vielmehr stehen drei große Bestandteile im Mittelpunkt der Stiftung.

BulliPedia: Ein Lexikon des Kochens

Der eine Teil wird das BulliPedia darstellen, welches sich mit dem vorhandenen Wissen, Rezepten und Zutaten in der Küche beschäftigt. In seiner Vorstellung soll es irgendwann die gleiche Bedeutung wie Wikipedia besitzen. Der zweite Teil heißt elBulli DNA. Hierbei geht es um den kreativen Prozess an sich. Welche innovativen Mittel und Wege gestalten, erweitern und verfeinern das Essen. Dafür forschen rund 40 ausgewählten Köche aus der ganzen Welt im Laboratorium. Ferran Adria nutzte dafür auch schon die Design-Universität in Barcelona, um der Frage nach kreativen Gestaltungsprozessen einen wissenschaftlichen-modernen Rahmen zu geben. Der dritte Bestandteil der Stiftung wird eine Ausstellung elBulli 1846 zur Geschichte des Kochens sein.

Telefónica als Partner der Stiftung

Ganz ohne Geld lässt sich ein so ehrgeiziges Projekt nicht realisieren. Daher wurde Ferran Adrià Markenbotschafter der Telefongesellschaft Telefonica. Welchen Betrag die Stiftung dafür bekam, ist nicht bekannt. Auf jedem Video zur Vorbereitung auf das Museum ist im Abspann Telefónica namentlich erwähnt. Der Effekt für das spanische Telekommunikationsunternehmen ist beachtlich. So stieg das Ansehen des Unternehmens genauso wie die Aktie Fahrt aufgenommen hat.

Bruder Albert auch Gastronom

Diese Beliebtheit und Begehrtheit nutzt er auch für sich als Vortragsredner über Kreativität aus. Doch ganz hat ihn der reine Gastronom dann nicht verlassen. Auch wenn er immer wieder beteuert, dass er nie wieder selbst kochen würde, besitzt er mit seinem Bruder Albert Adrià (*1969) zwei Tapas Bars und eine Cocktail-Bar. Sein Bruder arbeitete früher auch im El Bulli, verließ das Restaurant aber 2008. In den Bars werden im elBulli kreierte Gerichte in Tapasform angeboten. Diese werden zu erschwinglichen Preisen in einer moderne Atmosphäre Familien und Touristen angeboten. Auch hier hat die Brücke von der Haute Cuisine zum „normalen“ einheimischen Essen schon begonnen. Ende 2016 wird dann mit einem weiteren Erdbeben in der internationalen Küche gerechnet, wenn das elBulli Museum ihre Pforten das erste Mal öffnen wird.

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