Semana Santa in Spanien

Ostern in Spanien ist eine todernste Sache. Bei uns kommt der Osterhase, der Spanier dagegen feiert im Trauergewand und als Büßer.

Von Sascha Keutel

Die "Heilige Woche" ist eines der wichtigsten Volksfeste Spaniens. Von Palm- bis Ostersonntag ist das ganze Land im Ausnahmezustand.

Jede Stadt hat ihre eigenen Feierlichkeiten und Veranstaltungen mit Musik, Prozessionen, Theater, kulturellen und religiösen Events. Doch vor allem in Andalusien hat die Karwoche einen hohen Stellenwert.

Mehr noch als Murcia, Málaga, Granada und Córdoba beeindruckt Sevilla mit seinen festlichen Umzügen. In der Hauptstadt Andalusiens finden über Dutzende Prozessionen mit rund 50 000 Teilnehmern und hunderttausenden Zuschauern statt.

Tonnenschwere Marien- und Jesusfiguren

Während der Feierlichkeiten sind die Straßen von Sevilla Schauplatz kilometerlanger Prozessionen.

Die Mitglieder von rund 60 Laienbruderschaften („cofradías“) ziehen täglich in langen Kutten und spitzen, weißen Kapuzen („capirote“)  hinter tonnenschweren Podesten mit Heiligenfiguren  („pasos“) von ihrer Pfarrkirche zur Kathedrale. 

Musikkapellen mit Trommeln, Fanfaren und Trompeten begleiten die Festwagen. In der Luft hängen zumeist Weihrauchschwaden, Osterkerzen erleuchten die Dunkelheit.

Nazarenos in Zweierreihen

In Zweierreihen bahnen sich „nazarenos“ mit brennenden Fackeln und Kerzen einen Weg durch die Menge. Ihnen folgen die „penitentes“, vermummte Büßer, die als Zeichen ihrer Buße Holzkreuze auf den Schultern oder schwere Ketten an den bloßen Füßen tragen.

Trauermusik und Gesang sorgen für eine bedrückende Stimmung. Diese gespenstische Szenerie beleuchten Kerzen und Fackeln. Ab und zu stimmt am Straßenrand jemand eine „saeta“ an- einen inbrünstigen Bittgesang.

Trommeln, bis die Finger bluten

In den Prozessionen spielen Tod und Folter Jesus Christus eine wichtige Rolle. Dessen Leidensweg soll mit eigenem Schmerz nachempfunden werden.

Viele Trommler der Musikkapellen schlagen sich durch das stundenlange Hämmern auf die Instrumente die Fingerknochen wund. Diese Blutflecken präsentieren sie mit Stolz.

Tradition seit 1521

Die heutige Semana Santa hat ihren Ursprung im Jahr 1521. Nachdem Fadrique Enríquez de Ribera, der Marqués de Tarifa, aus Palästina nach Spanien zurückkehrte, gründete er den Via Crucis (Leidensweg Jesu Christi). 

1604 verordnete Kardinal Niño de Guevara, dass jede Bruderschaft auf ihrem Prozessionsweg die Kathedrale Sevillas besuchen musste.  Von Sevilla aus gelangte die Tradition ins übrige Spanien, nach Sizilien und Hispanoamerika.

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