Spaniens Könige von Carlos V bis Felipe VI

Seit dem 16. Jahrhundert haben erst die Habsburger und dann die Bourbonen das spanische Königshaus dominiert. Dabei waren die Könige für das Volk nicht immer ein Segen. Sogar der Vater des aktuellen Königs Felipe sorgte für mächtig Wirbel.

Regionale Könige gab es schon vor dem ersten Landeskönig, nur herrschten sie in Teilgebieten. Darunter waren Don Pelayo als erster König Asturiens (8. Jh.) und Ramiro I von Aragón (11. Jh.) besonders engagiert, vor allem im Kampf gegen die Mauren im Süden Spaniens.

Hier nun die Regenten ganz Spaniens auf einen Blick, die seit der Einheit von Kastilien und Aragón die Geschicke des Landes prägten.

Mit Ausnahme von zwei Republiken und Diktaturen, von denen die Franco-Herrschaft am längsten andauerte (1939-1975).Ab 2020 sind die Besitztümer dieser Könige in einem neuen Museum zu sehen, dem Museo de las Colleciones Reales.

Es liegt gleich neben dem Königspalast in Madrid.Wir haben in diesem Artikel die Originalnamen der Spanier für ihre Könige aufgeführt. Alfonso steht für Alfons, Carlos für Karl, Fernando für Ferdinand und Felipe für Philipp.

Carlos V: ein Reich ohne untergehende Sonne

Carlos V (1500-1558) war der erste Regent Spaniens, der die bisherigen mächtigen Königshäuser Kastilien und Aragón unter ein Dach brachte.

Eigentlich hieß er Karl I, aber die Untertanen dichteten ihm noch ein paar Zahlen dazu. Der Habsburger kam im niederländischen Gent auf die Welt und war ausgesprochen mächtig. Mit 19 wurde er König und später Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

So groß war das Gebiet, dass es als Reich galt, in dem die Sonne nie unterging. Nicht Karl der Große, Karl der Größte eben. Seine Mutter allerdings behandelte er nicht ganz so großartig.

Johanna, genannt Johanna die Wahnsinnige, ließ er als irre deklarieren und in dem Ort Tordesillas über viele Jahre dahinvegetieren. Machtkalkül? Historiker glauben heute, die Frau sei tatsächlich dement gewesen, was als Krankheit damals noch unbekannt war.

Ich spreche Spanisch zu Gott und Deutsch zu meinem Pferd

Zeitlebens ein Graus waren dem Blaublüter die Protestanten. Seine Herrscherzeit fällt genau in die Phase der Reformation Luthers. Auf die Frage, welche Sprache er liebe, konterte der Mann: "Ich spreche Spanisch zu Gott, Italienisch zu den Frauen, Französisch zu den Männern und Deutsch zu meinem Pferd."

Eine seiner Schwächen übrigens war Bier. Davon soll er zum Frühstück ganze Liter getrunken haben.

Felipe II: Erbauer des El Escorial

Felipe II (1527-1598) galt als weitaus hölzerner als sein Vater Carlos V. Seine Strenge zeigte sich besonders am Escorial. Dieser gigantische Klosterkomplex westlich von Madrid nennen die einen das Achte Weltwunder, die anderen ein Bollwerk des katholischen Glaubens.

Der quadratische Bau hat 86 Treppen, 1200 Türen, 2600 Fenster und 16 Innenhöfe. Felipe lebte auf Diät, was bedeutete: Er aß fast ausschließlich Fleisch.

Hoffeste mochte er gar nicht und seine Kleidung war zumeist schwarz. Felipe war viermal verheiratet und lebte trotz labiler Gesundheit für einen spanischen König sehr lange: er wurde 71 Jahre alt.

Felipe III: das Aus für die Armada

Felipe III (1578-1621) war zwar ähnlich fromm wie sein Vater Felipe II, doch ansonsten hielten ihn die Untertanen für ziemlich unfähig. Regierungsaufgaben übernahm er demnach kaum selbst, stattdessen war er gleich achtfacher Vater.

Seine Frau war Margarete von Österreich. Felipe rüstete in den Pausen seiner ehelichen Pflichten immerhin die Armada auf, eine der stärksten Flotten Europas.

Ganze Wälder für eine Flotte

Der Bau der Flotte war zunächst ein Kahlschag für Spanien. Das dichtbewaldete Gebiet, in dem ein Eichhörnchen von Asturien bis Andalusien springen konnte, ohne den Boden zu berühren, war passé.

Jede Buche, jede Eiche war wichtig für die Flotte. Einige der Galeonen waren mit über 200 Kanonen bestückt.

Die Armada galt als unbesiegbar. Dass sie es nicht war, zeigte sich 1588. In dem Jahr schlugen die Briten die spanische Flotte vernichtend. Mit von der Partie war dabei ein englischer Ex-Pirat:

Sir Francis Drake. König Felipe wird sich die Decke über das Gesicht gezogen haben ...

Felipe IV: teure Gemahlin, teuerstes Militär

Felipe IV (1605-1665) kam in Valladolid zur Welt. Er kämpfte auf Seiten der Habsburger im 30-jährigen Krieg und war auch sonst nicht der friedfertigste.

Die Kosten für das Militär führten zu einer echten Wirtschaftsflaute. In seiner Regierungszeit kam es zu Aufständen in Katalonien. Portugal machte sich von Spanien unabhängig.

Klug war seine Heirat mit Elisabeth (Isabel) de Bourbon, was die Beziehungen zu Frankreich verbesserte. Mit ihr hatte der Monarch acht Kinder. Und so manche Ausgaben in Sachen Juwelen, wie es heißt.

Carlos II: letzter Habsburger aus Spaniens Thron

Carlos II (1661-1700) hatte anders als seine Vorgänger keine Kinder. Und genau deshalb kam es zum Erbfolgekrieg in Spanien, aus denen die Bourbonen als Sieger hervorgingen.

Carlos war zweimal verheiratet. Als Erben setzte er zunächst den Enkel seiner Schwester fest, der allerdings früh verstarb. Der König litt an geistiger Schwäche.

Mit zehn Jahren soll er erstmals ganze Sätze gesprochen haben. Lesen lernte er nie richtig. Auch schnitt er sich, so spanische Historiker, nie die Fingernägel und wusch sich sehr selten.

Königlicher Name: die Karolineninseln im Pazifik

1686 entdeckte einer seiner Untertanen, der Seefahrer Francesco Lazeano, eine Inselgruppe im Pazifik, die er zu Ehren seines Königs Karolineninseln nannte.

Felipe V: der zweimal König von Spanien wurde

Felipe V (1683-1746) kam 1700 als erster Bourbone auf den spanischen Thron. Wenn er mal auf Feldzug war, übernahm seine erste Gemahlin Maria Luisa Gabriella von Savoyen das Zepter in Madrid.

Ein Novum in der Geschichte der spanischen Royals.Felipe straffte die Regierungsorganisation mit viel Geschick, doch machten ihm Depressionen zu schaffen.

Das eigentliche Unglück erlebte er kurz darauf. Sein Sohn Luis übernahm nach seinem Rücktritt 1724 den Thron, starb aber nach nur sieben Monaten an Pocken. Der Vater übernahm daraufhin wieder die Rolle als Spaniens König.

Er engagierte einen italienischen Sänger, der ihm die Depressionen austreiben sollte. Der Kastrat soll dem Monarchen tatsächlich sehr geholfen haben. Felipe V blieb König bis zu seinem Tod.

Einer der dramatischsten Jahre seiner Regentschaft war 1714. Am 11. September nahmen die Truppen des Königs Barcelona ein, was der Literat Albert Sánchez Piñol in seinem Buch Der Untergang Barcelonas glänzend thematisiert.

Fernando VI: dem das Schloss abbrannte

Fernando VI (1713-1759) war der zweite Sohn von Felipe V, und als Regent zunächst gar nicht vorgesehen. Seine Herrschaft begann 1746. Die Regierungsaufgaben übernahmen ehemalige Berater seines Vaters eher als er selbst.

Doch in seine Zeit fällt ein sehr wichtiger Vertrag: Portugal und Spanien, die beiden Seemächte, teilten mit Hilfe des Papstes Lateinamerika unter sich auf.

Am Heiligabend 1734 fingen Gardinen im Königspalast Feuer. Das ganze Schloss brannte ab. Und erst unter seinem Sohn Carlos entstand der heutige Palacio Real.

Carlos III: der Liebling der Spanier

Carlos III (1716-1788) ist erst mit 43 Jahren König geworden. Doch die nun folgenden 28 Jahre seiner Regentschaft hatten es in sich. Der Mann war begeistert von der Aufklärung seiner Zeit, sorgte für Waisenhäuser und Krankenhäuser, erklärte den Bischöfen, ihre klerikale Macht sei zu groß und eckte überall an.

Seine Reformen waren erstaunlich rational, Madrid machte er zu einer immer lebenswerteren Stadt. Doch die Traditionalisten hatten den fortschrittlichen Rey Carlos gar nicht gern.

Aufstand der Sombrero-Hutträger

Auch die breitkrempligen Sombrero-Hüte der Madrider Bewohner hielt er für veraltet. Als er die Polizei mit großen Scheren ausstattete, um die Kopfbedeckung zu verkleinern, kam es zum sogenannten Hutaufstand.

Auch den überlebte Carlos. Er gilt heute als bester Regent, den Spanien je hatte.

Carlos IV: Meine Uhren, mein Palast, mein Goya

Carlos IV (1748-1819) war nicht gerade der klügste unter den spanischen Royals. Er sammelte Uhren, überließ die Regierung einem Günstling und war zumindest ein Fan des Hofmalers Goya.

Harte Zeiten. Denn Goya malte ihm in seinem Hofgemälde die ganze Dummheit ins Gesicht. Der König fühlte sich gut getroffen.

Fernando VII und Napoleons Bruder Joseph I

Auch Fernando VII (1784-1833) bestieg zweimal den Thron in Madrid. Unterbrochen wurde seine rigide, streng katholisch geprägte Regierungszeit durch den Krieg.

Napoleon setzte seinen Bruder Joseph von 1808 bis 1813 auf den Thron in Madrid. Ganz anders als Fernando war Joseph ein Gegner der Kirche, stampfte Klöster in der Stadt ein und schuf Plätze, die heute noch das Stadtbild prägen.

Isabella II: Spaniens erste Königin

Isabella II (1830-1904) war die erste Frau auf dem Thron Spaniens. Die Tochter von Fernando schlug sich nicht schlecht. Die Carlisten in Spanien mochten es gar nicht, von einer Frau regiert zu werden.

Dennoch hielt sie sich bis 1868 an der Macht und sorgte für eine effiziente Kanalisation in Madrid.

Regenten vor der Republik

Von 1868 bis 1873 zum Beginn der ersten spanischen Republik hießen die Könige Francisco Serrano Dominguez und Amadeus I. Ihre jeweils dreijährige Regierungszeit war geprägt von inneren Unruhen in Spanien. Die Monarchie stellten immer mehr Spanier in Frage.

Alfonso XII: El Pacificador

Alfonso XII (1857-1885) ist der leibliche Sohn von Königin Isabella. Er wuchs wegen der Unruhen in Madrid zunächst in Paris, Genf und Wien auf.

1874 wurde er mit nur 17 Jahren neuer König, nachdem die Republik wieder von dem Staatssystem der Monarchie abgelöst wurde. Da der spanische König auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist, betonten Kritiker immer wieder die fehlende militärische Ausbildung des jungen Königs.

Der sorgte für ein gutes Verhältnis zu Kaiser Wilhelm, gab sich liberal und regierte bis zu seinem Tod. Seine erste Frau, eine Adelige aus Frankreich, verstarb wenige Monate nach der Eheschließung an Thyphus.

Später heiratete er Maria Cristina von Österreich. Seine deeskalierende Haltung und sein Geschick bei internen Konflikten brachten ihm den Spitznamen "Der Friedenstifter" ein, El Pacificador.

Alfonso XIII: der vorerst letzte spanische Monarch

Alfonso XIII (1886-1941) kam auf die Welt, als sein Vater schon tot war. Ein Geistlicher schrieb dem Kleinen später das Märchen von der Zahnmaus auf:

Ratoncito Pérez. Alfonso sollte lange Zeit der letzte König Spaniens bleiben, denn nach den Unruhen im Land und dem Bürgerkrieg folgte die Jahrzehnte andauernde Franco-Diktatur.Er galt wie sein Vater als politisch eher ungeschickter Lebemann.

Seine Ehe mit Victoria Eugenia von Battenberg war durchwachsen, auch weil Ena an einer Bluterkrankung litt, an der auch zwei ihrer Kinder erkrankten. Seine Regierungszeit prägten dramatische Unruhen im Land.

Während Industrielle, Bischöfe und Militärs den König stützten, verlangten Kommunisten, Sozialisten und Anarchisten immer vehementer die Abschaffung der Monarchie.

Alfonso musste schließlich abdanken und lebte später in Rom. Seinen Titel König von Spanien hat Alfonso erst kurz vor seinem Tod zurückgenommen. 1928 gründete Alfonso die Hotelkette Paradores in der Sierra de Gredos.

Damals war es das erste Hotel mit fließedem warmem Wasser im eigenen Zimmer. Sowas hatten selbst die mittelterlichen Burgherren nicht.

Juan Carlos I: der Niedergang eines Vorbilds

König Juan Carlos I (*1938) war der Wunschnachfolger von Diktator Franco und blieb bis Juli 2014 im Amt. Über viele Jahre galt er als ein so fähiger wie sportlicher König.

Er wies die Putschisten von 1981 in die Schranken, ließ sich beim Wettsegeln gerne als Sieger feiern und zelebrierte nach außen hin eine glückliche Ehe mit der Griechin Sofía. Niemand traute sich, den König in Frage zu stellen. Doch dann kam alles anders.

Der Schwiegersohn vor Gericht, der eigene in der Warteschlange

Während die Arbeitslosigkeit im Land stieg, jagte der König in Afrika Elefanten. Dabei brach er sich nicht nur die Hüfte, es kursierten auch Fotos von ihm und einer um Längen jüngeren deutschen Adeligen.

Schließlich waren seine Umfragewerte so desaströs, dass Juan Carlos das Zepter nach jahrelangem Zögern an seinen Sohn Felipe weiterreichte. In seine Zeit fallen bislang unerhörte Dinge. Angeblich uneheliche Kinder von ihm forderten einen Vaterschaftstest.

Der Mann einer seiner Töchter musste wegen Steuerhinterziehung vor Gericht und die Satirezeitschrift El Jueves schimpfte: Der macht uns in Sachen Karrikatur Konkurrenz.

Dennoch, die Lebensleistung von Juan Carlos steht außer Frage: Er gilt als das Symbol und der Stabilisator der Übergangszeit von der Diktatur zur Demokratie in Spanien.

Auch wenn er 2020 hochbetagt Spanien verlassen hat. Freiwillig. Das hat es auch noch nicht gegeben bei Spaniens Royals.

Felipe VI

Felipe (*1968) ist seit 2014 König von Spanien und schon seit 2002 verheiratet mit der ehemaligen TV-Journalistin Letizia. Der 1.97 Meter hohe Mann soll das Image der spanischen Krone retten.

Felipe VI hat eine maßgeschneiderte Prinzenausbildung genossen. Seine Untertanen halten ihn für etwas schlicht, doch nach den Eskapaden des Papas ist etwas Ruhe am Hof sicher kein Fehler. tb

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