Equo: Spaniens Partei der Grünen

In Europa gibt es 39 grüne Parteien. Eine davon ist die spanische Equo. Mit ihrem bärtigen Vorsitzenden Juan López de Uralde, einst Greenpeace-Aktivist mit Gefängniserfahrung, hat sie sich den Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben. Doch das interessiert kaum jemanden. Während Podemos und Ciudadanos immer erfolgreicher werden, geht Spaniens Partei der Grünen in der Innenpolitik fast vollständig unter.

Der Satz ist unglaublich, aber Spaniens Grünenpolitiker Uralde hat es wörtlich einmal so gesagt: "Umweltschutz muss ein fester Bestandteil in der spanischen Politik werden."

Was er meint? Es hat nie eine erfolgreiche grüne Umweltbewegung in Spanien gegeben, obwohl es wahrlich genug schützenswerte Natur gibt. In Madrid ist der Agrarminister auf dem Papier gleichzeitig Ernährungs- und Umweltministerin, hat aber fast ausschließlich mit Landwirtschaft zu tun.

Kurios an der Partei ist zudem etwas, was den deutschen Grünen niemals passieren würde. Im Wahlkampf 2019 hat sich Equo mit der linken Splitterpartei Más País zusammengetan. Wodurch die Koalition hauchdünn ins Parlament einzog. Auch konnten die Grünen fast gar nicht von der neuen Umweltbewegung Friday for Future rund um Greta profitieren. Bis heute.

Schwache Argumente, starke Windkraft

Und die wenigen Ökoaktivisten sind vor allem mit sich selbst beschäftigt statt mit der Umwelt. Sie sprachen schon mal vom Ausstieg aus der Atomenergie, was in Spanien kaum einen interessiert. Dann wieder von der Notwendigkeit alternativer Energien, obwohl Spanien im europäischen Vergleich sehr viel Windenergie (20,9 % des Energiebedarfs) und Strom aus Wasserkraft (14.4 %) produziert.

Eine einheitliche grüne Politik fand so gut wie nicht statt. Bis eben dieser Uralde 2011 Equo gründete. 21 Jahre nach den Grünen in Deutschland hatte Spanien nun eine Umweltpartei. Der Name setzt sich zusammen aus Ecología (Ökologie) und Equidad (soziale Gerechtigkeit).

Eine Knastidee, die floppt

Uralde sagt, er sei in Dänemark im Gefängnis auf die Idee zur Parteiengründung gekommen. Dort hatte der ehemalige Greenpeace-Aktivist 14 Tage wegen Störung der öffentlichen Ordnung eingesessen. Und was hat seine Partei bis heute erreicht? Gerade einmal rund 200 000 Wähler und ein einziger Sitz im Parlament von Madrid. 

Bei den Regionalwahlen bringen es die Grünen regelmäßig auf rund 0,5 Prozent der Stimmen, etwa in Andalusien und Asturien. Auch 2015 spielt Equo so gut wie keine Rolle, während die Protestpartei Podemos sowie die Bürgerpartei Ciudadanos den etablierten Parteien mächtig Konkurrenz machen. Aber warum ist das so? Uralde hat in einem Interview mit diario.es gesagt, seine Partei sei noch sehr jung, man brauche Geduld. Kurios daran: Podemos gibt es erst seit März 2014, und die hat um Längen mehr Erfolg.

Spanien zwischen Wassermangel und Waldbränden

Angesichts der Umweltsorgen des Landes müssten Spaniens Ökopolitiker eigentlich Wahlergebnisse im zweistelligen Bereich einfahren. Die Waldbrände sind ein großes Problem in ganz Spanien, auch der Wassermangel.

Das Land hat viele Nationalparks, teils schon seit über 100 Jahren, und dennoch leidet vor allem die Tierwelt unter dem Raubbau an der Natur, darunter der Iberische Luchs und die Kaiseradler.

Es hat schlimme Ökokatastrophen gegeben, darunter der Untergang der Prestige 2002 vor der Küste Galiciens. Das ausgetretene Öl hatte damals ganze Küstengebiete Nordspaniens verseucht.

Linke, Rechte, Nationalisten. Aber keine Umweltschützer

Doch was damals passierte, erklärt vielleicht den mangelnden Erfolg der Grünen. Die Galicier und viele Helfer aus ganz Spanien schrubbten die verschmierten Granitküsten sauber, entsorgten die erstickten Seevögel und schimpften über die schlechte Politik der Regierung.

Dann kamen die Gelder für die Fischer, die auf unbestimmte Zeit nicht mehr ausfahren konnten, was den Fischbestand später sogar zugute kam. Es folgten die Bagger, die an den galicischen Häfen für neue Plätze und Molen sorgten. Und schließlich fuhren die Kutter wieder aus und die Touristen kamen wieder.

Und was passierte dort politisch? Keine einzige Partei in Nordwestspanien beschäftigt sich ernsthaft mit Umweltpolitik. Wie wenig, das zeigen schon die Parteinamen: Partido Popular de Galicia (PPdeG), Partido dos Socialistas de Galicia (PSdeG-PSOE), Alternativa Galega de Esquerda (AGE) und Bloque Nacionalista Galego. Das lässt sich auf ganz Spanien hochrechnen. Andalusien verwüstet allmählich vor lauter Wassermangel, doch das ganze Land diskutiert den Unabhängigkeitswunsch der Katalanen. Die Spanier haben gebaut und Wohnungen gekauft, bis die Immobilienkrise dem Wildwuchs ein Ende bereitete.

Heute stehen ganze Satellitenstädte rund um Madrid komplett leer. Pläne, sie zugunsten von Naturschutzgebieten und Parks wieder einzureißen, gibt es nicht. Die Arbeitslosigkeit ist das brennende Thema im Land. Die Wirtschaft muss wieder Fahrt aufnehmen. Spaniens Parteien wollen mit politischen und wirtschaftlichen Themen punkten, mit sozialen auch.

Wer sich für den Schutz von Bäumen stark macht, hat im Land offensichtlich keine Chance.Und so wird Uralde wohl noch lange recht behalten. Umweltschutz muss ein fester Bestandteil der spanischen Politik werden. (tb)

zm