Irre ins Altersheim

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die größte Psychiatrie Spaniens verlegt geistig gestörte Langzeitpatienten in Zentren für Altenpflege.

 

 

von Tobias Büscher

Wegen der Krise in Spanien boomt die Elternpflege zu Hause. Altersheime sind viel zu teuer geworden bei dem schwindenen Einkommen. Die frei gewordenen Plätze füllt die berühmteste Psychiatrie Conxo in Santiago de Compostela nun auf ganz eigenwillige Weise: mit geistig verwirrten Patienten, die teils Jahrzehnte in den Mauern der Anstalt verbrachten.

 

Weitere Psychiatrien bereits geschlossen

 

Conxo ist derzeit die einzige städtische Psychiatrie in Spanien. Der Volksmund nennt sie auch "Regenanstalt", denn angeblich ist das Wetter dort in Nordwestspanien so mies, dass es vielen Galiciern mehr als aufs Gemüt schlägt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einige Patienten sind schon vier Jahrzehnte in der Anstalt. Nun will die Anstaltsleitung 145 weitere Patienten in Altersheime verlegen, was nach einem Gesetz (Ley General de Sanidad) aus dem Jahr 1986 sogar erlaubt ist. Darunter ist der Zeitung La Voz de Galicia zufolge eine 62jährige, die bereits seit der Kindheit in der Anstalt lebt. Andere Psychiatrien haben diesen Schritt bereits 2011 vollzogen, weshalb die Psychiatrien in Toén (Provinz Ourense) und Castro (Lugo) gar nicht mehr existieren. Wer nicht entlassen werden konnte und sozial nicht abgesichert war, kam zu den Alten ins Heim.

Betten teurer als im Luxushotel

Die Maßnahme ist offenbar finanziell sehr willkommen. Anstaltsleiter Ferrer wörtlich: "Ein Bett im Altersheim ist teurer als in einem Luxushotel". Conxo soll nur noch geistigen Härtefällen offenstehen, alle anderen Patienten sollen nach und nach ausgegliedert werden. Die Kosten für den Aufenthalt im Altersheim übernimmt zum Teil die Lokalregierung Xunta. Doch eine Pflegerin erklärt hinter vorgehaltener Hand: nichts ist schlimmer für geistig Verwirrte, als der Verlust der vertrauten Umgebung.