Kataloniens Regierung feiert 300 Jahre Repression
Muss das sein? Die Regierung in Barcelona investiert 1. Mio. Euro in einen Festakt namens „Spanien gegen Katalonien, ein Blick in die Geschichte von 1714 bis 2014.
Ein Kommentar von Tobias Büscher
Was eigentlich ist Katalonien? Offenbar 300 Jahre geballte Wut. Dortige Regionalisten machen seit Monaten Schlagzeilen in Sachen Separatismus. Regierungschef Artur Mas will möglichst bald die Abspaltung von Spanien. Und nun greift er anlässlich eines 300-Jahres-Jubiläums wieder einmal in die historische Kiste - und sehr tief in den Geldbeutel der wirtschaftlich angeschlagenen Region.
1 Million Euro lässt er sich die Festivitäten in Barcelona Mitte Dezember kosten.
Opfer aus Nordost
Antispanisches kommt bestens an in Barcelona, und das Zauberwort heißt Repression. Unter dem Motto España contra Cataluña: una mirada histórica (1714-2014) dürfen ausgewählte Professoren Reden halten wie „300 Jahre Repression des katalanischen Volks.“
Der Leiter des örtlichen Geschichtszentrums, Jaume Sobrequés, wörtlich: "Die ständige Erniedrigung uns gegenüber ist ein historischer Fakt“. Aha. Dann liegt es wohl an den Represiones, dass Katalonien in den letzten 300 Jahren die reichste Region Spaniens war.
Und heute viele Sonderrechte genießt, inklusive eigenem Schulwesen und Steuersystem.
Stolz, basierend auf einer peinlichen Niederlage
Hintergrund der hochpolitischen Gedenkshow: Im Spanischen Erbfolgekrieg hatten königliche spanische Truppen die katalanischen Widersacher bezwungen, die Philipp V. nicht anerkennen wollten. Am 11. September 1714 nahmen kastilische Truppen Barcelona ein und seither gehört Katalonien zum spanischen Zentralstaat.
Kurios daran: Diese Niederlage feiert Catalunya jedes Jahr als ihren „Nationalfeiertag“ statt als Trauertag.
Bringt den Kindern Spanisch bei
Landesweit, vor allem aber in Madrid, wird das Gebaren der Katalanen völlig zu Recht als nervtötende und darüber hinaus verfassungswidrige Provokation gesehen. Die hohe Staatsverschuldung ist zudem viel wichtiger als unsolidarische Abspaltungsversuche in Zeiten der Wirtschaftskrise.
Und auch die 1 Million Euro wären besser investiert. In vernünftigen Spanischunterricht an den katalanischen Schulen beispielsweise. Was stattdessen erleben Lehrer in Barcelona, die Spanisch reden? Richtig. Repressionen!
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