Demonstration gegen Papst in Madrid

Madrid. Bei den gestrigen Demonstationen unmittelbar vor dem Papstbesuch sind elf Menschen verletzt worden. Die Teilnehmer kritisieren die hohen, teils durch Steuergelder finanzierten Kosten des Weltjugendtags und die konservative Haltung des Vatikans.

von Tobias Büscher

Mit Transparenten wie "Keine Steuergelder für den Papst" und "Der Vatikan, ein mentales Guantánamo" zogen in der Nacht zum Donnerstag Demonstranten durch die Innenstadt der spanischen Hauptstadt.

Rund 140 Organisationen, darunter Nerds, Neoliberale, Linke, Laizisten und der in Madrid sehr starke Schwulenverband aus dem Stadtviertel Chueca hatten im Vorfeld im Internet zu dem Protestzug ausgerufen. Flankiert wurde er von mehreren Hundert Sicherheitsbeamten, die im Verlauf der Demo auch Schlagstöcke einsetzten.

Die Gegner des Weltjugendtags beklagen vor allem die hohen Kosten von rund 50 Millionen Euro, wovon der Staat angeblich die Hälfte mitträgt.

Spannungsgeladener Weltjugendtag

Der Papst besucht Madrid zu einer Zeit, in der im einst so klerikalen Spanien politische Unruhe herrscht.

Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 45 Prozent, die Baubranche ist pleite, die Politikverdrossenheit hat eine Jugendbewegung der "Indignados" (Empörten") auf den Plan gerufen und die innenpolitische Lage ist so brisant, dass die Regierung Zapatero für November Neuwahlen ausrufen musste.

Während der Papst beim Weltjugendtag in Köln und Sidney ein vergleichweise ruhiges mulitikulturelles Event erlebte, ist es nun in der Gluthitze Madrids ganz anders.

Die Gebete und die gläubigen Gäste gehen fast unter angesichts der schwelenden Unruhen. Erst am Dienstag ist ein junger Mexikaner von der Polizei verhaftet worden, der offenbar einen Anschlag mit Chemikalien auf die Papstgegner geplant hatte.

Der Student gehörte zu den freiwilligen Helfern des Weltjugendtags und hat den pikanten Nachnamen Bautista. Er sitzt derzeit in Haft.

Einfluss der Kirche lässt in Spanien nach

Landesweite Umfragen unmittelbar vor dem Papstbesuch in Madrid haben ergeben, dass sich nur noch 71,7 Prozent der Spanier als Katholiken verstehen (2001: 82 %), und nur noch 13 Prozent die Sonntagsmesse besuchen (2001: 19 %).

Auch das Verhältnis zwischen Vatikan und Spaniens Regierung hat sich verändert. Seit der Sozialist Zapatero (PSOE) an der Macht ist, dürfen Schwule heiraten und das Abtreibungsgesetz ist liberalisiert worden. Die Beziehung, sagen Vertreter beider Seiten hinter vorgehaltener Hand, waren einst herzlich, jetzt sind sie respektvoll.

Höchste Alarmstufe

In der spanischen Hauptstadt sind über 10 000 Polizisten im Einsatz, um die Sicherheit beim Weltjugendtag zu gewährleisten, der noch bis Sonntag anhält.

Es herrscht „höchste Alarmstufe“, wie zuletzt 2004 bei einem ganz anderen Ereignis. Damals heiratete Prinz Felipe die Fernsehjournalistin Letizia in der Almudena-Kathedrale.