In Madrid türmt sich der Müll

Nach tagelangem Streik der Müllmänner in Madrid steigt die Spannung. Minimaldienste arbeiten unter Polizeischutz und das Zentrum stinkt.

Auf ihren Arbeitsanzügen steht Limpieza. Doch statt zu reinigen, reißen die Müllmänner in Madrid seit inzwischen neun Tagen Müllsäcke auf und zünden Container an. 216 000 Euro Schaden sei dabei schon entstanden, so die Stadt Madrid. Hintergrund: Madrids Bürgermeisterin Ana Botella hat die Stadtreinigung an vier Unternehmen verkauft, die daraufhin prompt die Löhne kürzten und nach Angaben von El País über 1000 Angestellte entließen. Sollte der Konflikt zwischen den Gewerkschaften und der Regierung anhalten, drohen Spaniens Hauptstadt ernste gesundheitliche Probleme durch Ungeziefer und Krankheiten.

Madrid hat sieben Milliarden Euro Schulden

Die 6000 streikenden Männer sind nur ein Beleg für die marode Lage der Stadt. Auch Kindergärten und Theater leiden unter den Ausgabenkürzungen. Mit sieben Milliarden Euro Schulden geht Madrid sogar so weit, ihre eigene Identität zu verschärbeln. Die Metrostation Sol, berühmteste und zentralste der Hauptstadt, heißt inzwischen Vodafone Sol. Das wäre so, als hieße der Platz in Berlin ab sofort Ikea-Berlin-Alexander-Platz. Und wirtschaften kann Frau Botella (zu deutsch Flasche) offenbar auch nicht. Die Stadt bekommt für die groteske Werbung von Vodafone nur eine Million Euro pro Jahr.

Flug nach Madrid besser verschieben

Ein spontaner Flug nach Madrid an diesem Wochenende lohnt sich auf jeden Fall nicht. Selbst wenn die Streiks vorüber sind, dauern die Aufräumarbeiten noch Tage an. Aber das berühmte Jazzfestival von Madrid läuft ja zum Glück noch bis zum 5. Dezember. Und auch der berühmte Weihnachtsmarkt in Madrid läuft erst ab nächsten Monat.