Rajoy im Provinzmuseum
Spaniens Museen leiden unter der Wirtschaftskrise. 2008 sollte beispielsweise der Anbau des Provinzmuseums in Pontevedra fertig sein. Und was passiert? Fünf Jahre später kommt Spaniens Regierungschef zur Einweihung.
von Tobias Büscher
Als Mariano Rajoy Anfang des Monats in Pontevedra vor die Presse trat, waren ausnahmsweise keine faulen Bankkredite das Thema. Auch keine neuen Horrormeldungen vom Arbeitsmarkt. Der gebürtige Galicier zeigte sich froh darüber, dass trotz Kürzungen im Kulturhaushalt der moderne Flügel eines Provinzmuseums geglückt sei.
Eines Provinzmuseums in Pontevedra weit weg von Madrid im Hinterland Nordwestspaniens wohlgemerkt.
10.000 ziemlich teure Quadratmeter
Nun ist das Museum in Pontevedra nicht irgendeins. Es gilt inklusive eingebauter Schiffskajüte, provokanter Karikaturen und gut gesichertem Keltenschmuck als das beste Museo Provincial der abgelegenen Region Galicien. Verteilt ist es auf Bürgervillen im Zentrum, eine Kirchenruine und nun auch auf einen Anbau namens Sexto Edificio aus Beton.
2008 sollte es bereits eröffnen, doch dann ging in Spanien wegen der Immobilienkrise nichts mehr. Die Lokalregierung Xunta und das Kultusministerium lagen sich in den Haaren und haben schließlich dennoch 25 Millionen Euro aufgebracht.
Castelao und die Obrigkeit
Und so bietet das Museum jetzt in einem mehrstöckigem hochmodernen Bau 23 zusätzliche Säle für Dauerausstellungen. Thema: galicische Lebenswelten vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Wahrscheinlich hat sich der Regierungschef auch den mittleren Teil des Gebäudes angesehen.
Ein Saal ist dort ganz dem galicischen Zeichner Castelao (1886-1950) gewidmet. Und der malte schon um 1909, was ihm bei Regenten besonders aufgefallen ist: Habgier und Missmanagment.