Zwangsräumungen stoppen - irgendwie
Madrid. Die Selbstmorde verzweifelter Schuldner in Spanien zeigen Wirkung. Auch am Tag des Generalstreiks denkt die Regierung von Mariano Rajoy darüber nach, Zwangsräumungen in Härtefällen auszusetzen.
von Tobias Büscher
Wenn die Bank den Kredit kündigt und der Justizbeamte vor der Tür steht, ist die Zwangsräumung bereits im Gange.
Über 350 000 Wohnungen haben Spanier seit der geplatzten Immobilienkrise im Jahr 2007 verloren, weil sie ihre Kredite nicht mehr zahlen konnten.
Vor allem der Mittelstand ist betroffen. Aus Verzweiflung haben sich in den letzten Wochen mehrere Menschen in den Tod gestürzt, darunter die baskische Politikerin Amaia Eguña. Als die Uniformierten unten klingelten, sprang sie aus dem 4. Stock in den Tod.
Regierung in Madrid bleibt vage
Längst warnen Gewerkschaften und Kirchenvertreter vor einer kollektiven Tragödie. Spaniens Bankenverband signalisiert ein Einlenken, Richter beklagen die Praktiken öffentlich und mancher Dorfvorsteher pfeift seine Polizisten zurück.
Internetforen wie Stop Desahucios und Hilfsinitiativen wie die Plattform der Betroffenen von Hypothekenkrediten (PAH) bieten ihre Hilfe an.
Nur die Regierung in Madrid zögert noch. Sie verspricht, die Räumungen "in bestimmten Fällen" auszusetzen und verhandelt mit der Opposition weiter über Details.
So sollen Schuldner aus humanitären Gründen eventuell für die nächsten zwei Jahre verschont bleiben.
Eile ist geboten, denn nach Schätzungen der PAH kommt es im ganzen Land derzeit zu rund 500 Zwangsräumungen. Pro Tag.
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