Altamira & Co. noch älter

Die Online-Portale der überregionalen Tageszeitungen wie El País und El Mundo berichten heute über eine sensationelle Entdeckung. Mit neuen wissenschaftlichen Methoden hat ein internationales Forscherteam das Alter vieler Höhlenmalereien – wie das der berühmten Höhlen von Altamira – neu bestimmen können.

von Marcos Fernández Vacas

Das Ergebnis der Studien: Die Höhlenmalereien sind viel älter als gedacht. Forscher aus Großbritannien, Portugal und Spanien datieren sie 10.000 Jahre weiter zurück. Die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht worden sind, könnten das Wissen um die Kulturentwicklung der Menschheit revolutionieren.

Uran-Thorium statt Radio-Karbon

Die Forscher sind bei der Untersuchung der Höhlenmalereien neue wissenschaftliche Wege gegangen. Statt der Radio-Karbon- setzten sie die Uran-Thorium-Methode ein. Die erste Methode kann nur eingesetzt werden, wenn organische Pigmente an der Oberfläche vorhanden sind.

Dies ist bei diesen Höhlenmalereien nicht der Fall. Die zweite Methode kann präzise das Alter einiger Mineralien bestimmen – und davon ist eins vorhanden: nämlich Kalzit bzw. Kalkstein. Es befindet sich auf der Oberfläche der Kunstwerke oder wächst teilweise in den Farbpigmenten.

Allein 10 Milligramm reichen für die Datierung aus. Insgesamt wurden 50 Malereien in 11 Höhlen untersucht, darunter die in Kantabrien liegenden von Altamira und El Castillo sowie Tito Bustillo in Asturien. Ein Bild in El Castiilo stellt eine rote Scheibe dar und ist mindestens 40.800 Jahre alt, der Abdruck einer Hand mindestens 37.300 Jahre.

Vielleicht war es der Neandertaler

Damit sind die berühmten Malereien die ältesten der Welt. Liegt der Ursprung der Bilder tatsächlich mehr als 40.000 Jahre zurück, so kann der Urheber der Kunstwerke auch der Neandertaler gewesen sein. Denn zu diesem Zeitpunkt, als der Homo sapiens die iberische Halbinsel zu bevölkern begann, lebte er noch im Norden Spaniens.

Da auch die Untersuchung einiger Bilder in der Höhle von Altamira ein Alter von mindestens 35.600 Jahre ergab, hat die Kunst der Höhlenmalerei 10.000 Jahre früher begonnen als angenommen. Und dies bedeutet: die Höhlen in Nordspanien waren über mehr als 20.000 Jahre eine wichtige Kultstätte für die damaligen Menschen.

Als der Homo sapiens dieses Gebiet besiedelte, muss es einige der Bilder schon gegeben haben. Somit kann der Neandertaler der erste Künstler gewesen sein. „Wir wissen, dass der Neandertaler seinen Körper mit Ocker färbte, er Schmuck trug und kleine Figuren schnitzte, also konnte er auch nicht-figurative Kunst erschaffen“, so Joao Zilhao zu elmundo.es.

Andere Forscher mahnen. Übereilte Schlussfolgerungen zur Urheberschaft der Bilder und zur Kulturentwicklung sollten nicht gezogen werden.