
24-Stunden-Shoppen in Madrid möglich
Die Autonome Region Madrid hebt das Ladenschlussgesetz auf und erlaubt das Einkaufen rund um die Uhr - auch an Feiertagen. Doch die Meinungen sind gespalten.
von Marcos Fernández Vacas
Madrid ist die erste Autonome Region Spaniens, die das Ladenschlussgesetz komplett abschafft. Nun können Konsumfreudige 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr einkaufen gehen.
Außerdem können die Geschäfte das ganze Jahr über Preisrabatte anbieten. Die Regierung hofft auf einen dynamischeren Handel, die kleinen Geschäfte fürchten um ihre Existenz.
Shoppen rund um die Uhr
Die Regierung Madrids will die „ Geschäfte des Einzelhandels stimulieren und dynamisieren“. Der Regionalminister für Wirtschaft und Handel, Parceval Manglano, besuchte am Sonntag das Einkaufszentrum La Vaguada.
Er ist überzeugt davon, dass die neue Regelung helfen wird „neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Konsumenten mehr Möglichkeiten haben zu entscheiden, wann sie einkaufen gehen“, so das Online-Portal lavanguardia.com.
Das neue Gesetz hat die Abgeordnetenversammlung Madrids mit den Stimmen der regierenden konservativen PP und gegen die der Opposition (PSOE, IU-LV und UPyD) am 7. Juni verabschiedet.
Einzelhandel und Gewerkschaft geben Contra
Es gibt jedoch auch kritische Stimmen seitens der Einzelhändlerverbände und Gewerkschaften. Der Präsident des Spanischen Einzelhandelsverbandes (CEC), Manuel García Izquierdo, geht nicht von höherem Konsum und mehr Arbeitsplätzen aus.
Profitieren werden lediglich die großen Vertriebsfirmen. Außerdem ist es den meisten kleinen Geschäften nicht möglich, solche Öffnungszeiten anzubieten: 40% der Inhaber arbeiten alleine in ihrem Laden und 23 % haben höchstens einen Mitarbeiter.
Die Gewerkschaft UGT sieht die Arbeitsplätze der Angestellten gefährdet. Diese mussten den Stellenabbau „in den letzten Jahren erleben und dass, im Widerspruch zur offiziellen Propaganda, nicht die versprochenen neuen Arbeitsplätze geschaffen worden sind“.
Wenige gehen einkaufen
Der Publikumsverkehr war am Sonntag gering. Lediglich die großen Konsumtempel hatten ihre Tore geöffnet. Die mittleren und kleinen Geschäfte blieben – wie feiertags üblich – geschlossen.
„Den ganzen Vormittag über haben wir kaum etwas verkauft und uns kostet es mehr Geld, das Geschäft 365 Tage im Jahr geöffnet zu haben“, sagt die Angestellte eines Schuhladens im Einkaufszentrum La Vaguada.
Nach ihrer Meinung, werden die Menschen nicht mehr kaufen, sondern den Einkauf lediglich auf sieben statt sechs Tagen verteilen.
Ein Paar ist jedoch begeistert. Sie können den Einkauf für die Familie jetzt „in aller Ruhe“ tätigen. Madrid will mit diesen neuen Regelungen vor allem konkurrierende Städte und Regionen wie Barcelona oder Valencia hinter sich lassen. Ob die anderen Regionen dem Beispiel folgen, bleibt abzuwarten.
Foto oben: Tobias Büscher