Galiciens Geisterhäuser

Erst Bauboom, dann Immobilienkrise. In Spanien stehen immer mehr Häuser und Wohnungen leer. Doch nirgendwo so viele wie in Galicien.

300 000 Häuser und Wohnungen sind derzeit im nordwestspanischen Galicien unbewohnt, berichtet das spanische Statistikamt INE. Während des Baubooms hatten vor allem die Nordwestspanier auf Pump gebaut.

Nicht nur Mietwohnungen und Villen, sondern sogar gigantische Projekte wie die Stadt der Kulturen außerhalb von Santiago de Compostela, wo die Bauarbeiten nun für immer auf Eis liegen (zum Artikel). 70 000 Wohnungen stehen derzeit mehr leer als noch vor zehn Jahren.

Das entspricht der Größe einer Kleinstadt. Der Ort Lalín im Landesinnern führt den Negativrekord an. Hier ist jedes dritte Haus leer, in Lugo innerhalb der alten römischen Stadtmauer bereits jedes fünfte. Die Angst vor Geisterorten wie in Aragonien in den Pyrenäen geht um.

Auswandern nach Deutschland

Die vier galicischen Provinzen Ourense, Lugo, Pontevedra und A Coruña sind besonders von den Folgen betroffen, da dort innerhalb von nur zehn Jahren 22,7 Prozent mehr Häuser und Wohnungen entstanden, mehr als irgendwo sonst in Spanien.

80 Prozent der Bewohner bevorzugen Eigenheime, nur 20 Prozent sind Mieter. Nachdem die Immobilienblase geplatzt war, haben bereits viele die Kredite nicht mehr zahlen können und das Land verlassen.

Doch darin, so ein Kommentator der Zeitung Voz de Galicia, hat die Region im Nordwesten ja viel Erfahrung. Die Urahnen sind nach Buenos Aires ausgewandert, die heutige Jugend zieht es vor allem nach Berlin. tb