Spanien feiert Tag des Buches

Am 23. April feiern die Welt und Spanien den Tag des Buches. Das Datum geht auf das katalanische Fest Sant Jordi zurück. Und jede Region feiert es etwas anders.

von Marcos Fernández Vacas

Nächsten Dienstag ist der Welttag des Buches. 1995 richtete ihn die UNESCO für die Kultur des geschriebenen Wortes ein. Dabei nahm die Organisation das Fest Sant Jordi aus der Region Katalonien in Spanien als Referenz. Neben der Literatur geht es dort am 23. April auch um die Liebe.

Tag des Buches an Sant Jordi

Zwar sind in Spanien die Verkaufszahlen von Büchern in den letzten zwei Jahren wegen der Wirtschaftskrise und den digitalen Angeboten rückläufig. Doch das Fest von Sant Jordi (Sankt Georg), das zugleich der Tag des Buches ist, lassen sich die Katalanen und mit ihnen die spanischen Landsleute nicht nehmen.

Seit gestern gibt es zahlreiche Veranstaltungen im ganzen Land, die nicht nur mit Belletristik zu tun haben. Allerdings ist dieser Tag seit 1976 auch das Datum, an dem die spanische Regierung den Cervantes-Preis an einen Schriftsteller vergibt. Es ist die höchste literarische Auszeichnung im spanischsprachigen Raum. Der Autor des Don Quijote starb am 23. April 1616.

Eine Rose für die Frau, ein Buch für den Mann

Der Geburtsort des Festes Sant Jordi ist Barcelona. Zunächst einmal ist dies das Fest des Schutzheiligen von Katalonien. Aber es ist auch ein Fest der Liebespaare. Der Legende nach tötete Sant Jordi den Drachen, der das Volk in Angst und Schrecken versetzte.

Aus dessen Blut wuchs eine Rose empor, die der Heilige seiner Geliebten, der Prinzessin, schenkte. Aus diesem Grund schenken die Männer den Frauen eine Rose, dagegen die Frauen den Männern ein Buch.

Deshalb ist vor allem in Barcelona an diesem Tag der Bücher-Teufel los. Hunderte Blumen- und Bücherstände gibt es über die ganze Stadt verteilt, vor allem aber auf der berühmten Flaniermeile La Rambla. Ein überaus festliches und kulturelles Ambiente verführt die Menschen dazu, ein gutes Buch zum besten Preis zu kaufen oder sich das Autogramm eines anwesenden Schriftstellers zu holen.

Sant Jordi in Madrid

Selbstverständlich feiert auch Madrid den Tag des Buches. In den nächsten Tagen fördern die madrilenischen Buchläden die Lesekultur unter dem Motto "¿Me regalas un libro?-Te regalo un libro" (Schenkst du mir ein Buch? – Ich schenk dir ein Buch?). Zusammen mit den regionalen Kulturinstitutionen veranstalten sie über 500 Programme zum Thema Literatur. Zum Beispiel wird am Sant-Jordi-Tag ein riesiges Foto-Mosaik am Callao Platz (Plaza de Callao) am Boulevard Gran Vía installiert. Auf  gigantischen Leinwänden können sich die Madrilenen dann selber sehen. Außerdem gibt es in Spaniens Hauptstadt am 23. April Schreibkurse, Filme und Theater. Traditionell hat auch die Spanische Nationalbibliothek am diesem Tag geöffnet.

Cuenca: 500 Euro Festgage und Freikarten fürs Fußballspiel

Die spanischen Provinzstädte feiern etwas bescheidener. Cuenca zum Beispiel muss dieses Jahr mit 500 Euro auskommen. Auf dem Plaza de la Hispanidad und dem Plaza de Estebán stellen zehn Buchhändler aus der Region ihre Stände auf und bieten den Lesern die Neuheiten des Buchmarktes an.

Zwei Blumenhändler stehen an diesem Tag in der Fußgängerzone. Nicht gerade üppig, aber immerhin verschenkt der örtliche Fußballverein Freikarten für das Spiel zweier Lokalteams.

Baskenland: Clowns und Literaturkneipen

Die kleine Stadt Zarautz an der Küste des Baskenlandes feiert schon seit dem 11. April mit Literatur-Stammtischen in den Kneipen und den Präsentationen baskischer Werke, etwa solche der Autorin Eva García. Und es tritt die Clowns-Truppe Oihulari Clown mit einem Programm für Kinder auf, namens Alfombra magikoa.

Am eigentlichen Tag des Buches ist die feierliche Übergabe des Literaturpreises Lizardi Saria an Oihane Fernández für ihr Buch Labarreko itsasargia in Sanz Enea. Im Kulturzentrum Modelo aretoa zeigt das Gleichstellungsdepartment den Film Mujeres republicanas von Javi Larrauri, das Interviews mit noch lebenden Frauen aus der Zeit des Bürgerkrieges dokumentiert.

Legende vom gleichzeitigen Tod von Shakespeare und Cervantes

Ursprünglich feierte Spanien seinen Tag des Buches am 7. Oktober. Der Schriftsteller Vicente Clavel Andrés aus Valencia schlug den vermuteten Geburtstag von Cervantes 1925 vor, um einige Jahre später die Spanische Buchmesse in Buenos Aires 1930 gebührend feiern zu können.

Dies verwandelte sich in den spanischen  Universitätsstädten bald zur Tradition, doch änderte man das Datum auf den 23. April. Anlass war der vermeintliche gemeinsame Todestag von Cervantes und Shakespeare 1616. Dies ist jedoch falsch.

Zwar haben beide Nationalschriftsteller dasselbe Todesdatum, doch sind sie nicht am selben Tag gestorben. England rechnete damals nämlich noch mit dem Julianischen Kalender, in Spanien galt schon der Gregorianische Kalender. So weilte Shakespeare zehn Tage länger auf der Welt. Ein kleiner Fehler der UNESCO, der dem Tag aber nichts nimmt.

Anmerkung der Redaktion:

Große deutsche Reisebuchverlage haben weniger Grund zum Feiern: Am Montag, also genau einen Tag vor dem 23. April, bringt Aldi Süd Bücher u.a. über den Jakobsweg mit Vierfarbdruck und 96 Seiten zum Kampfpreis von 1,99 Euro in den Handel. Davon ist auch unsere Redaktion betroffen, die das Buch Galicien & Jakobsweg (siehe unten rechts) verfasst hat.

Weitere interessante Links:

Link zu Spaniens Bücher

Link zu Spaniens Feste