Spaniens König ist angezählt

Die Eskapaden des spanischen Königs waren stets tabu. Jeder wusste um seine Affären, seinen teils ausschweifenden Lebensstil. Großes Schweigen, doch inzwischen ist die Kritik an Juan Carlos unüberhörbar.

von Tobias Büscher

Madrid. Ein Schwiegersohn, der Geld hinterzieht, ein superteure Elefantenjagd in Afrika inklusive dreifachem Hüftbruch und jetzt auch noch die pikante Beziehung zu der deutschen Adeligen Corinna zu Sayn- Wittgenstein (47).

Spaniens König steht in der Kritik wie nie zuvor. Dass Raúl Schalke verlässt, ist sogar für die Bildzeitung weniger aufregend als die Eskapaden des Monarchen. Er habe als Vorstand eines Tierschutzverbands Dickhäuter gejagd und nun sei die Jagd auf ihn selbst eröffnet.

Affären, Geld & Zyniker

Lange Zeit schwieg Spaniens Medienwelt, wenn Juan Carlos mit seiner Harley mal wieder Vollgas gegeben hatte, eine uneheliche Tochter zeugte und auch sonst ein Lebemann der Extraklasse war.

Sein Ruf schien unbeschadet, doch spätestens mit der Wirtschaftskrise kam die Wende. Wie viel Spaniens Krone an staatlichen Geldern bekommt, musste der Monarch im letzten Jahr sogar auf der eigenen Homepage veröffentlichen.

Seine Schwiegertochter Letizia Ortiz, schrieb ein katalanischer Autor, habe früher beim Joint auf die Monarchie geschimpft. Und ein weiteres Buch widmete sich unlängst genüsslich den Königskindern, und zwar allen, die Juan Carlos angeblich gezeugt hat.

Historischer Ruf, aktuelle Sorgen

Juan Carlos hat die spanische Demokratie gefestigt, keine Frage. 1981 stellte er sich mutig einem Putsch aus Militärkreisen entgegen und seine lockere Art mit den Untertanen kam an.

Doch nun wird es eng um ihn. Königin Sofía (73) hat das Osterfest ohne ihren Mann in Griechenland verbracht, scheint aber allmählich die einzige zu sein, die noch hinter ihm steht.

Die spanischen Zeitungen nahmen gestern vor allem seine teure Elefantenjagd aufs Korn und die Satirezeitung El Jueves zeigt den Monarchen auf ihrer Webseite als einen frechen Bengel mit Steinschleuder, der gerade eine Scheibe kaputtgeschossen hat.

Doch der Schaden, mutmaßen längst auch die Hofberichterstatter aus Madrid, wird wesentlich größer sein.