Freiheit für Inés die Blutrünstige

Sie hat 24 Menschen getötet und eine Freiheitsstrafe von 3826 Jahren bekommen. Nach einer Entscheidung des Europäische Menschengerichtshofs im Jahr 2013 verlässt die ETA-Aktivistin Inés del Río heute aber das Gefängnis. Angehörige der Opfer und die Regierung in Madrid sind entsetzt.

Die damals 55-Jährige hat in Spanien den Spitznamen La Sanguinaria, die Blutrünstige. In den 1980er Jahren gehörte sie dem Comando Madrid der ETA an, verübte Bombenanschläge auf Autos der Guardia Civil und schoss gezielt auf hohe Militärs. 24 Menschen hat sie auf ihrem Konto, sowie einige Dutzend Verletzte. Doch heute verlässt sie das Gefängnis Teixeiro in der nordwestspanischen Stadt A Coruña.

Die Angehörigen der Opfer protestieren gegen den Beschluss, der allerdings juristisch nicht anzufechten ist.

Flucht nach Argentinien, Festnahme in Zaragoza

Nach ihren letzten Anschlägen war die Frau aus der Region Navarra nach Argentinien geflohen, dann aber in der spanischen Stadt Zaragoza festgenommen worden, in der Handtasche 35 Kilo Sprengstoff. Trotz der Morde hätte sie laut damaliger Gesetzeslage eigentlich schon im Sommer 2008 wegen guter Führung wieder auf freiem Fuß sein müssen.

Um dies zu verhindern, erließ Spaniens Regierung kurzerhand die Parot-Doktrin, die besagt: Schwerverbrecher dürfen der realen Höchstrafe von 30 Jahren Haft nicht entgehen. Und genau dagegen hat Inés del Río erfolgreich Klage eingereicht.

Der Europäische Menschengerichtshof in Straßburg hat die Parot-Doktrin (benannt nach einem weiteren ETA-Terroristen) erst am Montag für nichtig erklärt. Dadurch kommt del Río heute frei. Laut El País betrifft die nun notwendige Freilassung noch weitere 30 Eta-Aktivisten, die wegen der damaligen Doktrin nach wie vor einsitzen.

Angst vor neuen Anschlägen

Der spanischen Zeitung zufolge ist die Sorge vor neuen Anschlägen in Spanien wieder gewachsen. Erst vor zwei Jahren hat die baskische Terrororganisation den bewaffneten Kampf entgültig aufgegeben. Auf ihr Konto gehen über 800 tödliche Anschläge auf Militärs und Politiker. tb