Onlineportal von El País wird mehrsprachig

Die Onlineausgaben weltweit führender Medienhäuser werden polyglott. Die New York Times erscheint auf Chinesisch, Der Spiegel und bald Le Monde auf Englisch und nun will auch Spaniens El País nachziehen. Eine portugiesische Version soll noch vor der WM in Brasilien online sein.

von Tobias Büscher

Spaniens berühmte Tageszeitung El Pais will ein Redaktionsteam im brasilianischen Sao Paulo einrichten. Dies gab Juan Luis Cebrián, Vorsitzender der mächtigen spanischen Mediengruppe PRISA, am Donnerstag in Paris bekannt. "Wir hoffen, dass unser portugiesisches Internetangebot für Nord-und Südamerika bis Ende 2013 steht und Millionen mehr User erreicht."

elpais.com betreibt schon länger die Amerika-Version. Hierfür sind in Washington sechs Onlineredakteure sowie zwölf in Mexiko aktiv. Das Team in Sao Paulo soll ausschließlich aus brasilianischen Mitarbeitern bestehen.

700 Millionen potentielle User

Die Zahlen sprechen für sich: Spanisch und Portugiesisch sprechen weltweit rund 700 Millionen Menschen. Und elpais.com erreicht täglich nach eigenen Angaben 16 Millionen User, davon die Hälfte in Amerika und Lateinamerika, vor allem in Mexiko, Argentinien und Kolumbien. Dagegen hat die Printausgabe in beiden amerikanischen Kontinenten eine Auflage von gerade einmal 45 000.

Krise der spanischen Tageszeitungen

Die Innitiative ensteht Mitten in einer bedrohlichen Lage für Spaniens Zeitungen. El País ist mit El Mundo und La Vanguardia eine der führenden Blätter Spaniens. Doch die Krise im Printbereich ist gravierend. Viele Zeitungsredakteure von Andalusien bis Galicien müssen Gehaltskürzungen von bis zu 50 Prozent hinnehmen, da sie anders als bei uns nicht nach Tarif bezahlt werden.

Auch die Druckversion von El País ist gefährdet. Über ein Drittel weniger verkaufte Ausgaben verzeichnet die Zeitung aus Madrid in den letzten fünf Jahren. Und Cebrián sagte in Paris nebenbei noch einen sehr aufschlussreichen Satz: "Von 10 Euro, die wir für den Vertrieb und die Werbung der Printausgabe ausgeben, spielen wir online bislang nur 1 Euro wieder ein".

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Chefredakteur von El Mundo im Porträt: Pedro J. Ramírez

Spaniens Wirtschaftsgeschichte