Spanien bittet EU um Kredit
Die spanische Regierung hat heute offiziell einen Kredit bei der EU beantragt. Es geht um 100 Milliarden Euro. Doch die Bedingungen der Rückzahlung müssen noch verhandelt werden.
von Marcos Fernández Vacas
Heute hat der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos den Brief an den Vorsitzenden den Euro-Gruppe Jean-Claude Juncker gesandt, auf den alle gewartet haben. Ganz offiziell bittet er im Namen der spanischen Regierung um eine Finanzhilfe für die in eine schwere Krise geratene Bankenbranche. Die Europäische Kommission verlangt die Anpassung des Haushaltsdefizites und strukturelle Reformen.
Die EU schaut auf Spanien
Kaum ist die Bitte um einen Kredit bei der Euro-Gruppe angekommen, meldet sich in Person des Kommissars Olli Rehn die EU-Kommission zu Wort. Wie das Online-Portal elpais.comberichtet, verlangt die Kommission „Reformen, die ein stabiles Wirtschaftswachstum und mehr und bessere Arbeitsplätze generieren, sowie die Einhaltung der Regeln unter den Bedingungen eines ausufernden Haushaltsdefizites“.
Welches die Rückzahlungsbedingungen zur Rettung der spanischen Banken sein sollen, muss Spanien noch mit der Euro-Gruppe verhandeln. Die Mittel sollen entweder aus dem laufenden Rettungsschirm EFSF oder aus dem im Juli startenden permanenten Rettungsfonds ESM kommen. Festgelegt ist jedoch noch nichts.
Banken bekommen 15 Jahre Zeit
Die spanische Regierung hat sich wochenlang vor dem Antrag gesträubt. Sie suchte eine Refinanzierung durch die Hilfe anderer Kreditgeber und wollte den Weg über den Staat vermeiden. Dagegen wehrten sich die Länder der Euro-Gruppe, angeführt durch Deutschland. Nun muss Spanien die Konditionen für die Rückzahlung verhandeln.
Ein Vorschlag wird wohl sein, den Kredit 15 Jahre lang laufen zu lassen bei 3% oder 4% Zinsen. Die Regierung geht davon aus, dass sie insgesamt 60 Milliarden für die Rekapitalisierung des maroden Bankenwesens braucht.
Außerdem sollen alle Banken im September einem Stresstest unterzogen werden. Spaniens Banken sind in die Krise geraten, weil viele Menschen die Hypotheken für ihre Immobilien nicht mehr zurückzahlen können.
Weiterer Artikel:Wirtschaftsgeschichte