Zugunglück in Spanien: Lokführer wollte sterben

José Garzón del Amo (52) hat bei ersten Gesprächen ausgesagt, er habe schon unmittelbar nach dem Zugunglück am Mittwochabend das Ausmaß der Katastrophe geahnt: "ich hab es versaut und wollte sterben". Sein Zug fuhr statt der erlaubten 80 mit 190 km/h nahe Santiago de Compostela in eine Kurve und entgleiste. Spanien trauert um 80 Tote und viele Verletzte. Doch jetzt wird bekannt: Nicht nur der Fahrer steht als Schuldiger in Verdacht. Auch das Bremssystem vor Santiago ist veraltet.

von Tobias Büscher

Es ist das schlimmste Zugunglück in Spanien seit 1944. Drei Tage trauert das Land um die Toten. Auch der König und Ministerpräsident Mariano Rajoy sind gestern nach Galicien gefahren, um den Angehörigen der Toten zu kondolieren.

Einige Passagiere in den Krankenhäusern in und um Santiago de Compostela schweben noch in Lebensgefahr.

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Tacho mit 200 km/h auf Facebook

Das Drama nimmt am Mittwoch um 20.38 Uhr seinen Lauf. José Garzón del Amo fährt seinen Zug vom Typ Alvia kurz vor der Pilgerstadt Santiago de Compostela mit voller Fahrt in eine Linkskurve. Was die Streckenkamera nun festhält, sind Bilder des Grauens.

Einer der Wagons springt aus den Gleisen, kurz darauf der Zugwagen selbst. Wagons kippen die Böschung hinunter und sogar über den Schutzwall. Der Lokführer ruft in sein Handy: "Wir sind entgleist, was sollen wir tun?" Kurz darauf sieht er die vielen Leichen und Verletzten. Laut El Mundo wird der Mann heute ausführlich verhört, soll aber bei ersten Gesprächen bereits gesagt haben: "Ich hab es versaut, ich wollte sterben.

Bremssystem an der Strecke im Verdacht

Die spanische Polizei verhört heute den 52-Jährigen, der 30 Jahre Berufserfahrung hat. Ob es wirklich menschliches Versagen war, kann aber erst die Analyse der Blackbox zeigen. Im Internet ist inzwischen ein Foto aufgetaucht, das der Lokführer im letzten Jahr auf Facebook einstellte. Das Motiv: Eine Tachonadel mit 200 km/h.

Der Spiegel meldet online: "Prahlen mit der Tachonadel". Allerdings liegt die Unglücksursache möglicherweise auch am Bremssystem entlang der Strecke. Denn unmittelbar vor der Kurve gibt es laut El Mundo einen Wechsel der Sicherheitsmechanismen.

Das Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit wird nicht mehr automatisch verhindert. Nur dadurch konnte der Zug vom Typ Alvia überhaupt mit 190 in die Kurve fahren. Er hatte kurz vor Santiago de Compostela am Mittwoch abend fünf Minuten Verspätung. tb