
Spanische Gemeinde wehrt sich gegen Zwangsräumung
Die Selbstmorde in Spanien mehren sich. Jetzt macht ein Bürgermeister der andalusischen Gemeinde Montoro Schlagzeilen: Seine Dorfpolizisten beteiligen sich nicht mehr an Räumungen.
von Tobias Büscher
Wenn in Spanien das Räumkommando klingelt, springt inzwischen so mancher verzweifelt aus dem Fenster.
Im Baskenland hat sich erst letzte Woche die sozialistische Lokalpolitikerin Amaya Egaña (54) aus dem 4. Stock gestürzt, als die Justizbeamten die Treppe hochkamen. Auch in Valencia und Andalusien kam es schon zu Suizidfälle.
Viele Wohnungsbesitzer können seit der Wirtschaftskrise ihre Bankkredite nicht mehr zahlen. Inzwischen sind landesweit bereits über 350 000 Wohnungen geräumt worden.
"Nicht mit meiner Polizei"
Córdobas Gemeinde Montoro mit 9920 Einwohnern setzt jetzt ein Zeichen. Der dortige Bürgermeister Antonio Sánchez Villaverde hat seine 15 Dorfpolizisten angewiesen, Zwangsräumungen nicht mehr zu vollstrecken.
Der Sozialist zeigt sich entsetzt über die drastische Entwicklung im Land: “Wenn irgendein Richter so eine Zwangsräumung festlegt, übernehme ich die Verantwortung, verlassen Sie sich drauf", erklärte der Ortsvorsteher jetzt gegenüber den spanischen Medien.
Die Polizei sei dafür da, die Rechte der Bürger zu schützen. Auch wenn bislang unklar ist, wie die Gemeinde die Verantwortung übernehmen kann, freut sich auch die Lokalpolizei:
Die meisten der 15 Beamten müssen selbst hohe Zinsen an die Banken zahlen.