Spanische Forscher suchen das Grab von Cervantes

Madrid: Wissenschaftler der Real Academia Española haben sich auf die Suche nach den Überresten des spanischen Nationaldichters Miguel de Cervantes gemacht. Mutmaßlich ist er im Kloster Convento de las Trinitarias begraben.

von Marcos Fernández Vacas

Tatsächlich hat bis jetzt weder der spanische Staat noch irgendeine wissenschaftliche Organisation nach der letzten Ruhestätte des im April 1616 verstorbenen Schriftstellers geforscht. Nun setzen die Experten ihre Hoffnung auf ein neu entwickeltes Georadar kombiniert mit Infrarotstrahlen.

Suche mit einem Georadar

Auf der gestrigen Pressekonferenz erläuterte der Leiter der Forschungsgruppe Luis Avial die Vorgehensweise der Suche. Drei Tage lang nehmen die Wissenschaftler Proben vom Boden und den Wänden der Kirche. Sie untersuchen auch eine Krypta, in die seit 1955 kein Mensch eingetreten ist. Nach circa einem Monat ist es ihnen möglich, „ein komplettes dreidimensionales Bild des gesamten Gebäudes“ zu schaffen.

Sollte ein unentdecktes Grab zum Vorschein kommen, tritt der Forensiker Francisco Etxebarría ins Spiel. Er ist für die professionelle und vorsichtige Exhumierung der Überreste von Miguel de Cervantes zuständig.

Zwei Kugeln in der Brust, eine in der Hand

Danach geht es daran, die Überreste von Cervantes im Labor zu untersuchen. Wobei alle von einer eher unkomplizierten Identifizierung ausgehen. Denn der Erfinder des Don Quijote hat sehr besondere körperliche Besonderheiten, die auf seine Teilnahme an der Schlacht von Lepanto 1571 zurückgehen.

Cervantes erlitt drei Schusswunden. Zwei Kugeln gingen in den Brustkorb. Die dritte in die linke Hand, die darauf entstellt blieb. Deshalb kennt jedes Kind den Nationaldichter auch unter seinem Spottnamen el manco de Lepanto: der Einarmige von Lepanto. Ebenfalls suchen die Forscher nach Hinweisen von Arthrose und einem Gebiss mit nur noch sechs Zähnen.

Cervantes als Tourismusmagnet

In der letzten Phase der Untersuchung sind dann auch Historiker wie Fernando de Prado an der Interpretation der Daten beteiligt. Insgesamt planen die Forscher mit Ausgaben von circa 100 000 Euro. Dabei müssen sie sehr vorsichtig in der ersten Suchphase vorgehen, da das Kloster Convento de las Trinitarias unter Denkmalschutz steht.

Doch bei einem von allen Seiten stark herbeigesehntem Erfolg, ist in der Zukunft mit einem Tourismusschub für die Stadt Madrid zu rechnen.

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