Spanien lockert den Schutz der Nationalparks
Madrid. Ein neues Umweltgesetz in Spanien sorgt für Streit. Bald soll Segeln, Segelfliegen und sogar der Bau neuer Unterkünfte erlaubt sein. Naturschützer kritisieren die konservative Regierung von Mariano Rajoy daher scharf.
von Marcos Fernández Vacas
Der Hauptpunkt des zukünftigen Gesetzes der Nationalparks (Ley de Parques Nacionales) regelt die Zuständigkeit. Bisher unterstanden die 15 Nationalparks in Spanien den jeweiligen Autonomen Regionen. Demnächst teilen sich die autonomen Behörden und der spanische Staat alle Angelegenheiten der Naturschutzgebiete.
Segeln im Tajo, Fliegen über die Guadarrama-Sierra
Zwei Gebiete sind betroffen. Im Nationalpark Monfragüe in der Provinz Cáceres ist zukünftig das Segeln im Tajo erlaubt. Schon im vergangenen Juni startete die Stiftung des Nationalparks die Planung eines entsprechenden Freizeitprojektes. Im Nationalpark Guadarrama dürfen demnächst Segelflieger bis zu einer Mindesthöhe von 500 m fliegen. Das ist besonders interessant für kommerzielle Anbieter aus Madrid, Kastilien und Segovia.
Ansonsten bleibt das Verbot für Segelflieger erst einmal in allen anderen Nationalparks erhalten. Allgemein müssen Flugzeuge auch weiterhin eine Mindesthöhe von 3500 m einhalten. Ausnahme ist auch hierbei der Nationalpark Guadarrama mit 3000 m wegen der Nähe zum Flughafen Barajas von Madrid.
Bauvorhaben für Touristen
Noch eine weitreichende Maßnahme der konservativen Regierung von Mariano Rajoy betrifft infrastrukturelle Punkte der Nationalparks, die mit dem Tourismus verbunden sind. Es soll den „Rechtsträgern“, also Grundbesitzer und Jagdverwalter, in den Nationalparks jegliche Geschäftstätigkeit erlaubt sein, die „mit öffentlichem Interesse oder dem Öko-Tourismus verbunden“ sind. Damit erleichtert das zukünftige Gesetz das Durchführen von Bauvorhaben und das Schaffen von Siedlungen in allen Nationalparks. Konsequenterweise kommen auch Wege und Zufahrtstraßen hinzu. Bis jetzt besaß jeder Nationalpark seine eigene Streckenführungen und entsprechend strenge Richtlinien.
Artenkontrolle ist Augenwischerei
Laut dem spanischen Fernsehsender RTVE protestieren viele Gruppen und Organisationen gegen die Pläne der spanischen Regierung. Theo Oberhuber von der Umweltorganisation Ecologistas en Acción kritisiert heftig die neue Umweltpolitik. Das neue Gesetz tue nichts anderes, als einen „Vorteil für die Privatisierung“ der Nationalparks zu schaffen. Er weist darauf hin, dass der Ministerrat alle Vorschläge der Umweltorganisationen ignoriert hat.
Jedoch sind viele Passagen auf den Druck der Jagdverbände in den Vorschlag zum zukünftigen Gesetzestext gekommen. Der Begriff „Artenkontrolle“ ist lediglich Augenwischerei. Extrem problematisch ist auch das Zurückdrängen der Autonomen Regionen in Angelegenheiten ihrer eigenen Nationalparks. Denn dann liegt alles in Händen des Verfassungsgerichtes – und „das hat, was die Nationalparks angeht, am wenigsten Ahnung“, so Oberhuber.
Spanische Nationalparks teils Weltnaturerbe
Einige der 15 Nationalparks in Spanien gehören zum Weltnaturerbe der UNESCO. Sie umfassen ein Gebiet von insgesamt 381.716, 49 Hektar, das sind 0,76% des spanischen Staatsgebietes. In den letzten zwei Jahren sind mit dem Guadarrama-Park und dem Feuchtgebiet Tablas de Daimiel in der Mancha die größten Nationalparks hinzugekommen.
Sie erstrecken sich jeweils über mehr als 35.000 Hektar. Das bisherige Gesetz der Nationalparks stammt aus dem Jahre 2007 und machte aus ihnen die bestgeschützten Naturgebiete Europas.
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