Papst ist Spanien nicht fromm genug
Benedikt XVI. hat in Santiago de Compostela das Heilige Jahr gewürdigt und in Barcelona die Sagrada Familia geweiht. Aufsehen erregte er aber mit seiner scharfen Kritik an der spanischen Gesellschaftspolitik.
von Tobias Büscher
Schon auf dem Flug nach Santiago de Compostela am vergangenen Wochenende kam der Papst zur Sache.
Spanien sei aggressiv antikirchlich eingestellt wie seinerzeit in der 2. Republik der 1930er Jahre. Was das Oberhaupt der Kirche damit meint?
Seit der Regierung des Sozialisten José Luis Zapatero dürfen Schwule heiraten, sich Paare schneller scheiden lassen und die Abtreibungsgesetze sind gelockert worden. Und so betonte der Papst die "natürliche Ordnung der Familie".
Der Regierungschef reagierte auf seine Art: er widmete sich kaum fünf Minuten dem Papst, als er ihn am Flughafen von Barcelona begrüßte.
Er segnet, sie knutschen
Benedikt besuchte Spanien in einer Rekordzeit von zwei Tagen, und offenbar kamen weit weniger Besucher als die 400 000, die man erwartet hatte.
Während in Santiago de Compostela kaum Proteste gegen den Besuch zu sehen waren, sah das in Barcelona ganz anders aus: zahlreiche Schwule und Lesben hatten sich via Internet verabredet und begrüßten das Kirchenoberhaupt auf seinem Weg durch Barcelona zur Sagrada Familia: knutschend.