Felsbasilika für Franco-Fans

Madrid. Anlässlich des Papstbesuchs in Madrid und des Weltjugendtags hat die sozialistische Regierung 2011 dem Vatikan vorgeschlagen, das Tal der Gefallenen namens Valle de los Caídos bei Madrid von einem franquistischen Zeugnis in einen Ort der Versöhnung zu verwandeln. Heute ist der Plan umgesetzt.

von Tobias Büscher

Bei einem Treffen im Moncloa-Regierungssitz von Mitgliedern der sozialistischen Regierung Zapateros mit Angehörigen des Heiligen Stuhls ist auch das "Tal der Gefallenen" angesprochen worden.

Nach Angaben des Vatikan-Sekretärs Tarcisio Bertone soll das Gespräch freundlich verlaufen sein. Auch will der Vatikan offenbar die Kommission unterstützen, die eine Umwandlung des umstrittenen Tals der Gefallenen plant.

Diese soll bis Oktober einen verbindlichen Plan vorlegen, Details wurden aber noch nicht bekannt. Das Verhältnis zwischen der spanischen Regierung und dem Vatikan soll sich durch diese Gespräche etwas verbessert haben.

Allerdings trafen sich Zapatero und der Papst höchstpersönlich daraufhin gerade einmal zu einem Gespräch von kaum 30 Minuten, wobei es unter anderem um die Hilfe für Somalia ging.

Die Spannungen sind bislang groß, vor allem wegen der liberalen Abtreibungspolitik, den freizügigen Scheidungsgesetzen und den legalisierten Homo-Ehen in Spanien.

Umstrittenes Zeugnis des Bürgerkriegs

Schon von weitem sieht man das 150 Meter hohe Granitkreuz, das sich über der Felsenkirche westlich von Madrid erhebt.

Es befindet sich im Cuelgamuros-Tal, dem Tal der Gefallenen, mitten im Guadarrama-Gebirge.

Das Ehrenmal für die Gefallenen des spanischen Bürgerkrieges von 1936 bis 1939 war eine Idee des Caudillo Francisco Franco, der die Besiegten des Krieges jahrelang zur Zwangsarbeit an diesem Bau verurteilte.

20.000 Menschen waren zeitweise an der wohl größten in Fels gehauenen Basilika beschäftigt, über 75 Millionen Euro hat sie gekostet.

Was dabei 1959 herauskam, wird auch heute noch von vielen als eine ästhetisch wie politisch aber auch religiös gewaltige Provokation gesehen. Die Gesamtanlage protzt mit Zahlen und Maßen.

20 000 Tonnen Granit

Vorbei an der gebührenpflichtigen Schleuse fährt man durch Pinien und Kiefern auf einen Parkplatz, hinter dem sich ein steriler Aufmarschplatz befindet.

Im Stil faschistischer Bauweise aus Italien nimmt die Felskirche die ganze Breite des Platzes ein. Wie ein Tunnel ist das eher Furcht erregende Kirchenschiff 262 Meter lang und 41 Meter hoch in den Fels gesprengt. 200.000 Tonnen Granit hat man aus dem „Gotteshaus“ räumen müssen.

An den Seiten wachen Engel mit Schwertern. Die Halle verzieren acht riesige, gold- und silberbestickte Gobelins aus dem 16. Jahrhundert, die die Apokalyp­se darstellen, Alabaster-Reliefs und Seitenkapellen, Mosaike und lederne Altarbilder.

Vor dem Hauptaltar mit dem bemalten, naturalistisch-dekadenten Holzkruzifix liegt der Gründer der Falange begraben, José Antonio Primo de Rivera, den Widerstandstruppen 1936 niederschossen. Gegenüber dieses „Märtyrers par excellence“ liegt der Diktator Franco selbst unter einer 1500 Kilo schweren Granitplatte. Man hat ihn nach seinem Tod am 20. November 1975 hier in allen Eh­ren bestattet.

"Faschistisches Disneyland"

Einst obligatorischer Bestandteil von Staatsbesuchen, dient das Tal der Gefallenen heute mehr als Touristenattraktion.

Man könnte auch sagen: als faschistisches Disneyland. Gleichzeitig versammeln sich hier noch immer die letzten Anhänger des Franco-Regimes am Todestag des Caudillo oder am Jahrestag des endgültigen Sieges über die Republikaner (1. April 1939).

Einen geeigneteren Ort gibt es für sie nicht. Kein Wunder also, dass dieses Tal der Gefallenen so nicht bestehen bleiben soll. Erstaunlicher vielmehr, dass echte Pläne erst jetzt dafür vorbereitet werden. Denn der Caudillo Franco ist schon seit 1975 tot.

Anmerkung der Redaktion: Seit 2022 ruhen die Gebeine des Diktators auf einem schmucklosen Friedhof in Madrid. Die Regierung hatte veranlasst, die Leiche von Francisco Franco dort hinzubringen.

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