Spanien: 12 Trauben an Sylvester

Zwölf Trauben an Sylvester essen ist für Spanier ein Muss. Zu jedem Gongschlag eine. Sind alle zwölf geschluckt, bringt das neue Jahr Glück. Zentrum des Jahresabschlusses ist der zentralste Platz Spaniens: Das Sonnentor alias Puerta del Sol.

von Tobias Büscher

Madrid. Die Uhr an der Madrider Puerta del Sol steht vom 31. Dezember auf den 1. Januar im Mittelpunkt der spanischen Öffentlichkeit. Denn das staatliche Fernsehen hält live seine Kameras drauf. Die Familien von Teneriffa bis zum Baskenland sitzen vor dem Fernseher und erwarten den ersten Gong aus der Hauptstadt.

Dort an der Puerta del Sol wird es so voll, dass Besucher mit Kleinkindern das Geschehen besser meiden. Anonsten macht das viel Spaß. Die Madrilenen schießen übrigens um Punkt Mitternacht kaum Raketen in die Luft. Sie böllern am Moden. An der Puerta del Sol gleich unter der Uhr übrigens ist der Kilometerstein Null im Boden verankert. Von dort aus werden alle Entfernungen in Spanien berechnet.

Ein Dorf feiert Sylvester im August

Große Angst besteht übrigens, dass die Uhr mal ausfällt, so wie es vor einigen Jahren in einem kastilischen Kaff passierte. Das Dorf namens Valoria La Buena nahe Valladolid wusste sich aber zu helfen.

Dort feierten die Bewohner am 1. Samstag im August die Noche Vieja de Verano einfach nach, eine Art Sommer-Sylvester. Und tun das bis heute.

Warum essen Spanier an Sylvester Trauben?

In den vornehmen Familien des 19. Jahrhunderts gab es zum Champagner an Festtagen immer grüne Trauben. Die erste Quelle, die den Brauch für Sylvester für alle Bewohner belegt, stammt aus dem Jahr 1895.

Rote Trauben sind tabu, weil sie einfach nicht zum Cava oder Champán passen. Nicht dagegen der Preisanstieg für uvas blancas (weiße Trauben) kurz vor dem 31. Dezember.

Inzwischen gibt es sie schon in Plastik-Sektgläsern abgezählt im Supermarkt für satte 2.50 €, oder gleich entkernt und enthäutet in der Dose für entsprechenden Aufpreis.

Woher kommen die Trauben an Silvester?

Die Weißweintrauben stammen vor allem aus dem Gebiet Valle del Vinalopó mit dem gleichnamigen Fluss.

Dort im Raum Alicante sind die klimatischen Verhältnisse so, dass die Winzer die Trauben erst im Dezember ernten, weshalb sie frisch sind und dann im Dutzend an die Spanier verkauft werden.

In Katalonien ticken andere Uhren

Übrigens: Zwar gucken fast alle Spanier TV 1 und achten damit auf die Uhr in Madrid. Doch Catalunya is different. Hier, rund um Barcelona, gucken die Bewohner katalanisches Regionalfernsehen.

Denn das zeigt selbstredend eine katalanische Uhr. Stolz wie Oscar sind sie, denn von Madrid hat sich noch kein aufrechter Catalán den Takt vorschreiben lasssen. Ach Gott, ach Gott. Na dann: feliz año nuevo! Pardon Katalonien, ich meinte natürlich feliç any nou!

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