Spaniens Regierung schützt marode Bauten am Strand

Das neue Küstenschutzgesetz in Spanien gibt illegal errichteten Gebäuden eine Gnadenfrist von 75 Jahren. Das soll den Tourismus fördern und bringt Umweltaktivisten auf die Palme.

von Tobias Büscher

Ein Haus an der Küste. Diesen Traum haben viele Spanier und Deutsche gelebt  - und sich dabei zunächst höllisch verkalkuliert: Allein 12.800 Wohnbauten am Mittelmeer und Atlantik stehen illegal auf öffentlichem Grund. Nach dem bisherigen Küstenschutzgesetz sollten 2018 die Abrissbirnen anrücken und alles dem Boden gleich machen, was nicht legal in erster oder zweiter Reihe zur Küste steht. Jetzt aber hat Spaniens Regierungspartei PP entschieden: Die Besitzer haben 75 Jahre Zeit, die Immobilien zu sanieren und zu verkaufen.

Gnade für die Strandbude

Und es geht noch weiter: 1000 illegale Hotelanlagen, 1700 Shops und rund 3000 Strandbuden bleiben nun erhalten, die vor allem Andalusiens Küstenabschnitte verschandeln und am Gesetz vorbei entstanden. Das pünktlich zur Hauptsaison vorgestellte Gesetz soll Jobs im Tourismussektor bringen. Ein Regierungssprecher der Partido Popular behauptet gar: Jobs für 500.000 Menschen.

Krise gegen Klima: Adiós Küstengesetz von 1988 

Das alte Küstengesetz von 1988 ist damit vom Tisch. Die Sozialisten unter Felipe González hatten es eingeführt, als in Spanien der Bauboom immer drastischere Formen annahm. Ob in Galicien, Andalusien oder auf den Balearen: mit Geldern von der Bank entstand ein Bau nach dem anderen sehr nah am Wasser.

Nach dem damaligen Gesetz sollten Küsten bis zu 200 Meter ins Landesinnere naturbelassen bleiben. Doch gehalten hat sich daran kaum jemand. Und Bürgermeister haben ja auch Kinder, die mal in den USA studieren wollen.

Wut der Umweltschützer

Sowohl Greenpeace als auch andere Umweltschützer sind empört und befürchten, dass nun noch mehr idyllische Strände der Bauwut zum Opfer fallen. Spaniens Zeitung El País wörtlich:"die letzten freien Flächen an Spaniens Stränden sind in Gefahr".