Zugunglück in Spanien überschattet Jakobsfest

Mindestens 77 Tote, über 140 Verletzte, überfüllte Krankenhäuser, Aufrufe zu Blutspenden. Seit dem gestrigen Zugunglück nahe Santiago de Compostela herrscht in der nordwestspanischen Metropole der Ausnahmezustand.

von Tobias Büscher

Gestern abend um 20.42 Uhr ist der Schnellzug Alvia nahe Santiago de Compostela in einer Kurve entgleist und hat das schlimmste Zugunglück in Spanien seit 40 Jahren verursacht. Die Waggons quetschten ineinander, Passagiere kletterten über Tote aus den zerbrochenen Fenstern und versuchten sich durch die meterhohen Trümmer in Sicherheit zu bringen.

220 Passagiere waren an Bord, 77 sind tot und einige schweben noch in Lebensgefahr. Wie die Zeitung El País berichtet, durfte der Zug an diesem Streckenabschnitt nur 80 km/h fahren, war aber 180 km/h schnell.

Wie ein Trümmerfeld

Die Notdienste arbeiteten die ganze Nacht durch. Der Zug war von Madrid aus in Richtung Ferrol unterwegs, als es in Angrois wenige Kilometer vor Santiago zu dem Unglück kam. Der Lokführer hatte es nach Angaben von El Mundo eilig, da er mit Verspätung unterwegs war.

Das heutige Fest zu Ehren des Heiligen Jakob in Santiago de Compostela ist dadurch mehr als zweitrangig. Das geplante Feuerwerk bei Einbruch der Dunkelheit fällt wohl aus. Normalerweise feiert die Hauptstadt Galiciens das Jakobsfest eine Woche lang rund um den 25. Juli.

Das Datum gilt als Namenstag von Santiago. Die Stadt selbst ist neben Rom und Jerusalem eines der drei wichtigsten Pilgerziele der Katholiken und Ziel des Jakobswegs. Von Rio de Janeiro aus hat der Papst schon in dieser Nacht zum Gebet für die Opfer aufgerufen.

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