
Flüchtlingspolitik in Spanien: Lalín kontert
Spaniens Flüchtlingspolitik gilt als besonders regide. Erst kürzlich hat das Land sogar die EU-Quotenpläne zur Verteilung der Menschen auf der Flucht durchkreuzt. Doch jetzt kommt ein Signal von unerwarteter Seite: Der Bürgermeister einer Kleinstadt in Nordwestspanien will seine Jugendherberge und eine alte Sporthalle zur Verfügung stellen.
von Tobias Büscher
Er ist einer der unbekanntesten Bürgermeister Spaniens. Und seine Stadt eine der unbekanntesten in Europa: Rafael Cuíña (*Lalín 1972) heißt er, sein Städtchen Lalín. Doch jetzt kommt von dem Galicier, erst seit Juni 2015 im Amt, ein Paukenschlag.
In einem öffentlich gemachten Brief an die Regierung in Madrid hat er die alte Sporthalle sowie die Jugendherberge von Lalín als Unterkunft für Flüchtlinge angeboten.
Sein Argument: Während Europa noch immer über die Verteilung der Flüchtlinge diskutiert, werde die Situation immer dramatischer: "Wir müssen unsere menschliche Seite zeigen und können nicht mit verschränkten Armen dem Elend zusehen, das täglich wächst."
Lalín ist nicht Ceuta und Melilla
Tatsächlich kritisieren viele die Asylpolitik Spaniens. In den nordafrikanischen Enklaven Ceuta und Melilla sind die Maschendrahtzäune sechs Meter hoch, an der Straße von Gibraltar kreuzen Militärboote. Unter afrikanischen Flüchtlingen hat sich längst herumgesprochen, wie regide die Grenzer vorgehen.
Die Folge: In den vergangenen zwölf Monaten sind in Spanien nur 5600 Asylanträge gestellt worden, in Deutschland beispielsweise mehr als 200.000.
Lalín mit seinen gerade einmal 20.000 Einwohnern liegt weit weg vom Mittelmeer nahe dem Atlantik in Galicien. Dass nun von hier aus ein Signal der Menschlichkeit gesendet wird, ist natürlich längst in den sozialen Netzwerken Spaniens im Umlauf.
Zwischen Cocido und Milchkühen
Der Bürgermeister sagte der Lokalpresse sogar: "Wir wollen allen Flüchtlingen eine Chance geben, die wir nehmen können." Es ist eine Anspielung darauf, dass in Spanien allenfalls Flüchtlinge aus Syrien eine Chance haben. Afrikaner leben meist als "Ausweislose" (Sin Papeles) illegal im Land.
Sollte die Kleinstadt in Galicien tatsächlich in der nächsten Zeit Flüchtlinge aufnehmen, können sich vor allem die Flüchtlingskinder freuen: Milch und Fleisch für den Cocido produzieren die Bewohner mehr als sie brauchen und das Städtchen hat eines der schönsten Puppenmuseen Spaniens.