In Madrid sterben Kinos für Konsumpaläste

In Spaniens Hauptstadt Madrid verwandeln sich viele altehrwürdige Kinos in Cafés und Einkaufszentren. Seit einigen Jahren vergibt die Stadt entsprechende Lizenzen an Unternehmen. Kritiker fordern den Erhalt der Kulturräume.

von Marcos Fernández Vacas

So wollen die Eigentümer aus dem Filmpalast Bogart in der zentralen Madrider Straße Calle Cedaceros ein Restaurant machen. Seit 1907 gibt es diesen Salon. Das nutzten die Besucher damals zum Cabaret-Besuch, um Gesang zu hören oder um die Sportart Frontón mit Racket-ähnlichen Geräten zu spielen.

Jahrelang liefen Filme für Erwachsene

Ab den 1960er Jahre war es ein reiner Kinosaal, Mitte der 70er liefen da sogar ausschließlich Pornos. Anfang der Achtziger war aber Schluss mit dem Erwachsenenfilmen, das Theater wandelte sich zum Film-Kult-Palast. Aber schon im Jahr 2001 schlossen die alten Eigentümer Sociedad Industrial Torrego Álvarez das Theater endgültig. Nun fungiert er bald als neuer Raum für jede Art von Freizeitaktivität und Gastronomie. So möchte es der neue Besitzer, das Unternehmen Batuecas Torrego.

"Themenparks für Touristen"

Die Stadt Madrid hat schon mehrere Lizenzen vergeben. So ist aus dem Kino Cristal ein heute hochfrequentiertes Fitnesscenter entstanden. Aus dem Kinokomplex Luna entsteht bald ein Einkaufscenter inklusive Hotel – so zumindest die Pläne der Investoren. Nach und nach wandeln sich so traditionelle Zentren der spanischen Hauptstadt in reine Konsumstätten. So wie vor Jahren schon der altehrwürdige Markt San Miguel gleich westlich der Plaza Mayor. Wo die Anwohner früher Fisch und Fleisch kauften, gibt es in der gusseisernen Markthalle heute Champagner und Parma-Schinken. Das Zentrum von Madrid ist so nichts anderes mehr als ein Einkaufs- und Themenpark für Touristen, sagen Kritiker.

Bald geht es den Theaterhäusern an den Kragen

Der Architektenverband Excenia kämpft seit einiger Zeit für den Erhalt des kulturellen Erbes der Stadt Madrid. Alte Kinopaläste gehören da genauso dazu wie auch der traditionelle Straßenmarkt El Rastro oder das Café Gijón. Sprecher Alejandor Conty erklärt dem digitalen Nachrichtenkanal El Diario: „Wir sprachen mit den Besitzern, aber sie wollten nicht auf uns hören … Wir wollten ein Gebäude, in dem sich die Bühnenkunst präsentiert.“

In Gefahr sind auch die Traditionshäuser der Schauspielkunst. Namentlich ist es das Teatro Madrid, das Teatro Lope de Vega und das Calderón-Theater. Welche Interessen sich letztendlich durchsetzen, ist noch offen.

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