Schwein gehabt

24 Prozent des importierten Schweinefleischs in China stammt aus Spanien. Das Land profitiert sehr davon, auch weil die Deutschen wegen der Schweinepest seit Monaten nicht liefern. Eigentlich ein Grund für eine Fiesta, doch Spaniens größte Schweinefleischparty ist erst einmal verschoben.

Von Tobias Büscher

Es gibt etwas mehr Schweine als Spanier in Spanien, derzeit sind es rund 50 Millionen. Wer das nicht glaubt, muss nach Covid nur mal durch die Provinzen Málaga oder Pontevedra reisen, wo die Fleischproduktion etwa so stark vertreten ist wie bei uns in Südoldenburg.

Die deutschen Schweineproduzenten stehen massiv unter Druck, auch weil China den Import aus Deutschland wegen der afrikanischen Schweinepest derzeit nicht zulässt. Spanien profitiert davon in hohem Maß, wie jetzt die baskische Zeitung Diario Vasco berichtet

„España ist der erste Exporteur“. 

Natürlich hat die Pandemie auch diesen Sektor im Land gebremst. Geschlossene Restaurants, Ausgehbeschränkungen, kaum Tourismus, all das führt dazu, dass der normale Konsum von rund 20 Kilo pro Jahr und Person etwas zurückgegangen ist. Andererseits hat das Thema im Land eine etwas andere Bedeutung. Aktive Tierschützer legen nur sehr selten ganze Höfe lahm, Veganer sind außerhalb von Madrid, Barcelona und Valencia eine Marginalie.

Und: Das Schwein ist durchaus ein Politikum, nur in anderer Form als bei uns.

Die Christen aßen im Kampf gegen die Mauren in Al Andalus demonstrativ Lenden und Würste.

Und auch während der Inquisition war das Essen des Cerdo Ibérico durchaus ein Statement.

Schweinhauptstadt Lalín

Eine der Hochburgen des Schweins ist übrigens die Stadt Lalín im Zentrum der nordwestspanischen Region Galicien. Weshalb das Tier symbolisch auch gusseisern und aus Pappmaché im Zentrum steht. Dort feiern die Bewohner dieser Tage eigentlich das Cocido-Fest mit einer riesigen Schlachtaktion. Kurz vor Karneval findet es normalerweise statt und hat von Madrid 2020 sogar noch das Siegel „Fest von internationalem Interesse“ erhalten. Sogar das DOMRADIO und meine Redaktion war vor Ort.

Diesmal wird das aber nichts. Der Bürgermeister hat die Party coronabedingt auf Mai verschoben.

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