Adiós Siesta?
Spanier arbeiten teils bis 21 Uhr. Grund ist die Siesta am Mittag. Nun will der amtierende spanische Regierungschef das ändern, verkündet die Washington Post. Viele halten das für den Auftakt zum Wahlkampf. Denn weil die Regierungsbildung in Madrid immer unwahrscheinlicher wird, sind für Juni Neuwahlen geplant. Und da hilft ein leichtes Thema statt schwerer Wirtschaftsanalysen sicher weiter.
von Tobias Büscher
Was für viele Beamte gilt, soll nach den Vorstellungen der Mehrheit der Spanier für alle gelten: Arbeitszeiten ohne Siesta, damit die Arbeiter früher nach Hause kommen. Das hat der amtierende Regierungchef ausgerechnet in der im Sommer brüllheißen Stadt Sevilla vorgeschlagen. Im Beisein amerikanischer Journalisten. Dort in der andalusischen Stadt ist es um 12 Uhr schon mal 35 Grad heiß. Was müde macht. Und Rajoy offenbar munter.
Schwierige Koalitionsgespräche
Rajoy will das Thema offensichtlich zum Wahlkampfthema machen. Denn Neuwahlen werden immer wahrscheinlicher. Im Dezember 2015 hat seine Partei PP nur wenig mehr Stimmen bekommen als Sozialisten, Ciudadanos und Podemos.
Doch diese drei Parteien bekommen schon seit Wochen keine Koalition hin. Die Gespräche zwischen den Parteiführern sind zäh. Und deshalb sind Neuwahlen am 26. Juni den meisten Spaniern hoch willkommen.
Siesta kommt von Sexta Hora
Die Siesta war bislang ein Merkmal des Landes Spanien. Sie beginnt um 14 Uhr zur sechsten Stunde nach Sonnenaufgang (Sexta Hora), daher der Begriff. Und weil viele Spanier das Nickerchen bis um 17 Uhr bevorzugt haben, kamen sie oft erst um 21 Uhr zu ihren Familien zurück.
Daher auch das späte Abendessen im Land. Allerdings haben große Supermärkte und Kaufhausketten schon seit Jahren durchgehende Öffnungszeiten.Wie die Washington Post jetzt berichtete, hat Rajoy nicht nur vor, den Mittagschlaf zu kippen. Er möchte auch die Uhr eine Stunde zurückstellen. Damit würde Spanien aus der üblichen Zeitzone Europas ausbrechen und sich der Uhrzeit Portugals und Englands anpassen.