Ein Jahr keine Hotellizenzen in Barcelona
Barcelona vergibt ein Jahr lang keine neuen Hotellizenzen. Davon ist auch das geplante Luxushotel im Bürokomplex Torre Agbar betroffen. Mit der Maßnahme kommt das Bürgermeisteramt dem Wunsch der Einheimischen nach, für mehr nachhaltigen Tourismus zu sorgen. Die Stadt empfängt pro Jahr rund sechs Millionen Gäste.
von Marcos Fernández Vacas
So hohe Besucherzahlen hat keine andere Stadt in Spanien. Die Kehrseite: Viele Bewohner beschweren sich schon seit Jahren über den Massentourismus. Und deshalb gibt es nun zwölf Monate lang keine Eröffnungen mehr von geplanten Sterne-Hotels, Appartments, Hostels, Jugendherbergen und Pensionen. Die Bürger von Barcelona kritisieren vor allem zu laute Saufpartys und Rangeleien in beliebten Zonen wie Ciutat Vella und Barceloneta.
Bürgermeisterin will nachhaltigen Tourismus
Die neue linke Bürgermeisterin Ada Colau sieht laut El País in der Maßnahme „ein Werkzeug auf Zeit um zu entscheiden, wo mehr Wachstum gut ist und wo nicht.“ Ein Ansinnen, das den Wählerwillen voll entspricht. Denn Colau ist Repräsentantin der linken Bewegung Barcelona en Comú. Sie gründete die Bürgerinitiative Plataforma de Afectados por la Hipoteca, die Hypothekengeschädigte während der Immobilienkrise politisch unterstützt. Sie setzen auf mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz in der politischen Arbeit, die auch in ganz Katalonien Bestand haben soll.
Deutsche Bank und Henkel machen einen Rückzieher
Überraschenderweise bekommen die neuen politischen Repräsentanten von Barcelona Unterstützung seitens der Tourismusbranche. Der Verband Apartamentos Turísticos de Barcelona ist entschieden für einen „neuen Typ von Tourismus“. Andere Lobbyisten sehen in der Maßnahme eine Gefahr, da Großinvestitionen ausfallen. Im Torre Agbar beispielsweise wollte Hyatt ein Luxushotel installieren. Auch die Deutsche Bank und der Konsumgüterriese Henkel machen in der Hauptstadt von Katalonien nun einen Rückzieher. Nach ihrer Ansicht ist die gesetzliche Antwort auf die Tourismusexzesse nicht hilfreich, sondern schädlich für die Wirtschaft.
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Literatur-Tipp
Muschelmord, Tod auf dem Jakobsweg. Der Krimi. Ein Polizist ermittelt undercover im Pilgermilieu: