Der Streit um Spaniens Wölfe eskaliert

Im Herbst letzten Jahres hat Spaniens Regierung den sogenannten Nationalen Wolfsplan beschlossen. Der Abschuss der Tiere ist damit auch außerhalb der Naturschutzgebiete verboten. Das bringt die Viehzüchter in Nordwestspanien in Rage. Und inzwischen auch die dortigen Lokalpolitiker.

Von Tobias Büscher

Gerissene Kälber, verblutete Schafe. Wenn Wölfe zubeißen, ist das Entsetzen bei Tierschützern und Landwirten groß, die Folgen allerdings in den Augen vieler Spanier noch größer. Die ganze Biosphäre Galiciens sei in Gefahr, sagt beispielsweise Belén María do Campo.

Die Umweltbeauftragte der Regierung in Santiago de Compostela hält die „nationale Wolfsstrategie“ (LESPRE) der sozialistischen Minderheitsregierung für ein Desaster. Dies regional umzusetzen, würde das Ende vieler Schaf- und Kuhzüchter bedeuten, und schließlich das Ende der gesamten traditionellen Landwirtschaft. Zumindestens in Nordwestspanien sei die Gefahr durch diese Lobos immens.

Brüssel und die bösen Biester

Mit Kollegen aus Asturien, Kantabrien und Nordkastilien hat sie das inzwischen auch dem Brüsseler Umweltkommissariat erklärt und fordert von dort ein deutliches Zeichen in Richtung Madrid. Denn Umweltminister Luis Planes will keinen Millimeter von der Verordnung abweichen, so sehr er die Sorgen der Landwirte auch verstehe.

Die Gefahr der Landstraße

Galicien gilt als Region mit einer Millionen Kühen. Und es ist auch deshalb schwer vorstellbar, dass der Jagdtrieb der Wölfe wirklich erheblichen Schaden anrichtet. Es gibt in der gesamten Region rund um Santiago de Compostela derzeit nur 90 Rudel, bestehend aus jeweils sechs bis sieben Tieren. 

Und die sind selbst in Gefahr, auszusterben. Allein im letzten Jahr kamen 200 der Tiere in den Provinzen Nordwestspaniens ums Leben. Nicht durch Jäger, sondern durch Auffahrunfälle.