Eiszeit zwischen Rajoy und Tsipras

Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy ist sauer auf seinen griechischen Amtskollegen. Der hat der spanischen Regierung griechenfeindlichen Einfluss beim Schuldenstreit innerhalb der EU vorgeworfen. Rajoy kontert, er sei "nicht Schuld am Frust der Griechen".

Anlass für den Streit zwischen Rajoy (59) von der konservativen Regierungspartei PP in Madrid und Tsipras (40) in Athen: Dem Griechen zufolge hat Spanien massiv Einfluss auf die Verhandlungen mit der EU genommen.

Mehr noch: Gemeinsam mit dem Regierungschef von Lissabon habe Rajoy versucht, Griechenland zum Boykott zu zwingen.

Zwischen Schulden, Brüssel und Wahlkampf

Jetzt hat sich Rajoy zu den Vorwürfen geäußert. Der Grieche, so zitiert ihn El País, suche Schuldige im Ausland, damit seine Kritiker im eigenen Land ruhig bleiben. Fakt ist: Spaniens Beitrag zur Hilfe für Griechenland beträgt 26 Mrd. Euro.

Hintergrund des Streits ist aber sicher nicht Krach in Brüssel, es sind die anstehenden Wahlen in Spanien. Dort bedroht das neue Parteibündnis Podemos ganz im Stil der griechischen Syriza die etablierten Parteien.

Laut Umfragen liegt die junge, linke Partei von Pablo Iglesias derzeit schon bei 23 Prozent der Stimmen, die PP von Rajoy bringt es auf 19.

"Marsch der Veränderungen"

Der Erfolg des Linksbündnisses in Griechenland bedeutet viel Aufwind für Podemos. Und die Versprechen von Iglesias und Tsipras ähneln sich sehr.

Und kommen gut an, denn die Politik von Rajoy setzt auf einen harten und teils schon erfolgreichen Sparkurs. Mit vielen sozialen Einschnitten vor allem im Kulturleben.

Aus Protest versammelten sich erst vor wenigen Tagen Zehntausende auf der zentralen Puerta del Sol. Zu einem "Marsch der Veränderungen".

Kurios daran: Rajoy selbst hat mit dem Slogan "Wähle die Veränderung" 2011 die Wahl gegen Zapatero (PSOE) gewonnen, siehe Foto oben. (tb)

Literatur-Tipp

Muschelmord, Tod auf dem Jakobsweg. Der Krimi. Ein Polizist ermittelt undercover im Pilgermilieu: