Wann darf ich auf dem Jakobsweg wieder wandern?

Geht Pilgern auf dem Camino noch in diesem Jahr? Diese Frage stellen sich in Zeiten von Covid19 viele internationale Fans und auch die Spanier selbst. Antworten gibt es vom Jakobsweg-Verband Consejo Jacobeo sowie von Fachleuten.

Von Tobias Büscher

Wer den Jakobsweg läuft, muss sich vorbereiten. Welche Schuhe sind die besten? Welche Medikamente nötig? Und wie viele Etappen schaffe ich überhaupt? Inzwischen ist das Vorbereiten kein Problem, denn der Weg ist dicht, die Herbergen zu, das Pilgern ist während der Schutzmaßnahmen sogar illegal. Die Guardia Civil kassiert bei Zuwiderhandeln bis zu 600 Euro.

Selbst Spanier dürfen derzeit nicht pilgern

Auch die Spanier selbst dürfen nicht auf den Camino. Die Regierung in Madrid hat einen Vierstufenplan erarbeitet, um die Ausbreitung von Corona einzudämmen. In den ersten beiden Phasen sollen die Spanier nicht die Provinzgrenzen übertreten. Da der klassische Camino von den Pyrenäen bis nach Santiago aber viele Provinzen in Navarra, La Rioja, Kastilien und Galicien durchquert, ist schon deshalb das Wandern nicht erlaubt.

Was passiert mit den Pilgerherbergen?

Der Consejo Jacobeo, ein von der spanischen Regierung unterstützter Verband zur Förderung des Jakobswegs, erklärt: Die privat und staatlich geführten Häuser bleiben die nächsten Wochen geschlossen. Vermutlich sogar mindestens bis Oktober. Die Hygienemaßnahmen bei Wiedereröffnung sind aber schon jetzt ein Thema. Eine Rolle spielen dabei der Abstand der Betten, die Anzahl der Gäste in einem Raum, der Zugang zu den Duschen und Toiletten und der Aufenthalt in den Gemeinschaftsräumen. Tatsache ist: Die Pilger aus verschiedenen Ländern kommen sich in den Herbergen sehr nahe. Sie derzeit zu öffnen, wäre heller Wahnsinn. Denn eine schlimmere Virenschleuder als diese Herbergen im bisherigen Zustand gibt es am Jakobsweg nicht.

Wann kann ich wieder pilgern?

Diese Frage beantwortet der Chef der spanischen Zeitschrift Grada, Enrique Trabadela Robles so: „Wenn das Virus komplett beseitigt ist“. Und Cristobál Ramírez, Journalist von La Voz de Galicia, merkt an: „Als erstes könnte der Portugiesische Jakobsweg von Porto bis Santiago öffnen, vielleicht sogar dieses Jahr. Doch statt wie 80.000 Pilger im Jahr 2019 werden diesmal kaum 2000 Pilger erwartet. Es sei sogar sinnvoll, den Besuch des Jakobswegs erst für 2021 zu planen. Dann ist in Spanien übrigens das Heilige Jahr, weil der 25 Juli als Tag des Apostels Jakob auf einen Sonntag fällt. 

Zunächst hat der Consejo Jakobeo für 2021 mit über 350.000 Pilgern gerechnet. Doch seit dem Ausbruch von Covid19 ist klar: Massenwandern wie früher wird es auf dem Camino nicht mehr geben. Und das, finden einige, ist sogar ganz heilsam für die Pilgertradition, die durch den Overtourism schon aus den Fugen geraten war.

Ich bin dann mal weg: Jakobs-Knackis im TV

Inzwischen strahlt das Spanische Fernsehen La 2 für Fans des Jakobswegs Filme aus. In der Sendereihe Crónicas ist vor allem der Geistliche Jaume Alemany aus Mallorca ein Star, der jedes Jahr mit 27 Strafgefangenen gepilgert ist. Vom Taschendieb bis zum Gewaltverbrecher, begleitet vom Kamerateam. 

Bis dato ist keiner von ihnen geflohen. Alle kamen in Santiago an.

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