Spaniens Regierung gängelt Anti-Stierkampf-Proteste
Der spanische Staat verbietet Proteste gegen den Stierkampf vor den Arenen. Zur großen Freude der Corrida-Veranstalter und Stierzüchter.
von Marcos Fernández Vacas
Zwar kommen die Anweisungen an die Polizei vom Innenministerium. Aber politisch verantwortlich ist in diesem Fall das Kultusministerium, an das sich die Stierkampf-Industrie gewandt hat.
Polizei kontrolliert Aktionen der Protestler im Netz
Laut El Pais ist die Polizei nun beauftragt, Demos vor den Arenen aufzulösen. Doch nicht nur das. Die Polizei sucht nach radikalen Tierschützer auch im Netz.
Mit amtlicher Erlaubnis spüren sie in E-Mails und den sozialen Netzen nach, wer sich demnächst zu einem Protest gegen die Corrida verabredet.
Bevorzugt traten die Anti-Stierkampfaktivisten in den letzten Jahren gerne nackt und blutbeschmiert vor den Stierkampf-Arenen auf, skandierten ihre markanten Sprüche und brachten so regelmäßig die Fans der Corrida zur Weißglut.
Und damit soll nun Schluss sein.
Stierkampf-Verband argumentiert mit dem Aspekt Sicherheit
Ein Pluspunkt für die Stierkampfszene, denn unter den Spaniern gibt es kaum noch echte Bewunderer des Kampfes Mann gegen Tier.
Die Arenen leben im Großen und Ganzen von den Touristen, zumindest die großen wie etwa La Ventas in Madrid oder Vista Alegre in Bilbao. Nun pocht der Verband Unión de Criadores de Toros de Lidia auf ihre Interessen mit dem Ziel, „die Sicherheit der Bürger vor Streitigkeiten zu schützen.“
So haben Ordnungshüter vor einigen Tagen die Proteste vor der Arena La Maestranza in Sevilla erfolgreich aufgelöst.
Corrida ist in Katalonien und auf den Kanaren verboten
Seit langem ist der Stierkampf ein kontrovers geführtes Thema in Spanien. Befürworter pochen auf Tradition, Kunstfertigkeit und den ökologischen Nutzen.
Kampfstiere leben nämlich in den Dehesas, den beweideten Eichenhainen in der Extremadura und Andalusien. Gegner nennen es Tierquälerei in der Arena und weisen auf das nachlassende Interesse der Spanier am Stierkampf hin.
In Katalonien ist das Spektakel seit 2012 verboten, auf den Kanaren schon seit 1991.
Weitere Links:
Infos zum spanischen Stierkampf
Literatur-Tipp
Muschelmord, Tod auf dem Jakobsweg. Der Krimi. Ein Polizist ermittelt undercover im Pilgermilieu: