Spanien: Risikotour statt Pauschalurlaub

Vom Spanienurlaub träumen einige wieder. Auch die Regierung in Madrid setzt Signale, um den Fremdenverkehr in den Sommerferien wieder anzukurbeln. Doch wer jetzt eine Reise bucht, wird sie nicht mehr erleben wie früher. Und riskiert nach dem Sonnenbaden den Weg in die Klinik.

von Tobias Büscher

Regierungschef Pedro Sánchez hat einen besonders schweren Job. Er leitet eine Minderheitsregierung in einem verschuldeten Land im Widerstreit zwischen Gesundheitsschutz und Arbeitsmangel. Während auf der einen Seite vor allem in und um Madrid Covid 19 wütet und aufgrund des Alarmzustands die Grenzen dicht sind, vermisst das Land die 80 Millionen Besucher, die zu normalen Zeiten vor allem im Sommer nach Spanien reisen.

Derzeit besteht bis auf wenige Ausnahmen noch ein Einreiseverbot nach Spanien, siehe Auswärtiges Amt.

Zwei Meter Abstand zwischen den Handtüchern

Im Juli will Sánchez die Quarantänevorschriften auflösen und die Grenzen wieder öffnen. Druck bekommt er vor allem von den Regionalregierungen der Balearen und Kanaren, denn ohne Tourismus sind Inseln wie Mallorca und Teneriffa wirtschaftlich kaum überlebensfähig. Zunächst sollen die Spanier selbst wieder ihre Provinzgrenzen überschreiten und die Strände besuchen dürfen. Und wer jetzt die Sommerferien beispielsweise auf Mallorca plant, muss wissen: Der Handtuchkrieg ist Geschichte. Zwei Meter Abstand zwischen den Sonnenbadenden sind Pflicht. Am Strand von Vigo in Galicien sollen markierte Strandparzellen von 8x8 Metern den Abstand gewähren. Sogar über Plexiglas-Barrieren denken manche Provinzpolitiker gerade nach. Spätestens Anfang Juli sollen dann auch wieder die Großflieger mit Touristen an Bord Spanien anfliegen dürfen. Und im Herbst die ersten Pilger wieder in die Herbergen am Jakobsweg übernachten, wenn sie nach Hygienevorschriften umgebaut sind.

Pauschal-Urlaub? Konkret-Risiko

Doch wie viele Touristen dann wirklich kommen, ist völlig offen. Angesichts der Gefahr einer Ansteckung ist das Reisen nach Spanien und überhaupt innerhalb Europas derzeit kein entspannter Urlaub mehr, sondern möglicherweise eine Fahrt mit Endstation Beatmungsgerät. Die Hospitäler sind übrigens in Spanien teils ziemlich überlastet. Ärztliche Hilfe dürfte bei einem kleinen Reiseunfall kaum umgehend möglich sein. Außerdem gilt: Reiseerlaubnis heißt nicht das Aufheben von Abstandsregeln. Baden, Essen gehen, Saunabesuch, alles wird beschränkt sein. Und deshalb muss sich die Tourismusindustrie und auch die Reise- und Verlagsbranche darauf einstellen, dass derart viele Besucher pro Jahr so schnell nicht wiederkommen.

Denn schon jetzt ist klar: Massentourismus ist seit Corona ein Begriff mit völlig neuer Bedeutung. All Inclusive auch. 

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