Spanischer Hotelier contra Privatvermieter

Immer mehr Spanienurlauber übernachten privat. Der Trend bringt so manches Hotel in Schwierigkeiten. Vor allem die Betreiber von Pensionen und Hotels in Galicien leiden darunter. Jetzt droht ein Unternehmer aus Santiago de Compostela sogar mit Gegenmaßnahmen der besonderen Art.

von Tobias Büscher

Raúl Fuentes ist stocksauer. Der Hotelier in Santiago de Compostela hat vor drei Jahren einen maroden Altstadtbau in Kathedralennähe umgebaut in ein modernes Hotel mit viel Licht und einem großen Balkon.

Geld musste er investieren, viel Geld. Doch das bekommt er kaum wieder herein. Denn die meisten Touristen, sagt er, übernachten schwarz in privaten Wohnungen.

Und die sind um Längen günstiger als seine Zimmer. Der Mann (Name von der Redaktion geändert) hat sich mit Kollegen abgesprochen und nun eine Idee. Studenten anheuern.

Sie sollen sich in Privathäuser für eine Nacht einmieten, danach eine Quittung verlangen und dann, falls sie bar zahlen müssen und keine bekommen, genau das zur Anzeige bringen.

Die Übernachtung plus ein kleines Honorar zahlt dann selbstverständlich Raúl. Er ist beileibe nicht der einzige Hotelbesitzer mit diesem Problem. Seine Kollegen in Santiago haben schon oft bei der Xunta vorgesprochen, Galiciens Regionalregierung. Bislang ohne nennenswerten Erfolg.

77.000 Übernachtungen in Appartements

La Voz de Galicia zufolge haben allein in Nordwestspanien im Jahr 2015 über 77.000 Urlauber privat übernachtet. Die Zeitung zitiert das regionale Statistikamt, wonach es in Santiagos Zentrum 1831 Wohnungen geben soll, deren Besitzer privat vermieten.

Doch wieviele Gäste und wieviele Wohnungen es wirklich sind, weiß keiner so genau.

Pilgerjagd auf dem Obradoiro-Platz

Sehr anschaulich wird die Aktivität der Privatleute auf dem Platz Obradoiro vor der Jakobskathedrale. Fast jeder Pilger, der dort angekommen ist, hat schon die Frage gehört: Nececitas Cama? Brauchst Du ein Bett?

Und da viele Jakobspilger ohnehin keine teuren Unterkünfte schätzen, kommen sie mit. Es gibt durchaus ehrenwerte Bewohner, die ihre Einkünfte dann beim Finanzamt angeben und ihre Unterkünfte sogar prüfen lassen. 

Aber sie sind in der Minderheit. Leidtragender ist in jedem Fall der gesamte Hotelsektor der galicischen Hauptstadt. Wann Raúl die Aktion beginnen will? Direkt nach Silvester, sagt er. Das neue Jahr soll besser werden.

Literatur-Tipp

Muschelmord, Tod auf dem Jakobsweg. Der Krimi. Ein Polizist ermittelt undercover im Pilgermilieu: