Spanische Feste: Cocido schlägt Paella

Erstmals hat die spanische Regierung ein kulinarisches Gericht mit der Auszeichnung „Fest von internationalem touristischen Interesse“ gewürdigt. Nicht etwa die berühmte valencianische Paella-Party, sondern ein Schweinefleisch-Fest aus dem Hinterland von Galicien.

von Tobias Büscher

Paella, Tortilla, Olivenöl. Für all das ist Spanien international seit Jahrzehnten berühmt. Doch nun hat die Regierung in Madrid ein kulinarisches Fest ausgezeichnet, welches zumindest bei uns bislang so gut wie keiner kennt. Name: Feira do Cocido. Austragungsort: die galicische Kleinstadt Lalín in Nordwestspanien.

Schweinefüße statt Bola-Reis

Der Cocido Galego ist eine Platte gefüllt mit Kartoffeln, Rübstielen, Schmalz, Kichererbsen und allen möglichen Teilen vom Schwein. Seit einem halben Jahrhundert feiern die Anwohner von Lalín ihre Fiesta. Und nun hat Bürgermeister José Crespo (PP) die Auszeichnung während der Tourismusmesse Fitur in Madrid entgegengenommen. Das mediale Echo in Spanien ist groß, Privatsender und die lokalen Medien aus Galicien berichteten, Galiciens Regierungschef Alberto Feijóo trat jubelnd vor die Presse und Lalíns Pressesprecher Manuel Vilariño sagte mir gestern am Telefon: „Wir freuen uns sehr, dass Du zum Fest am 16. Februar kommst, und Deine Kölner Kollegin vom Radio auch.“

Was ist eine Fiesta de Interés Turístico Internacional?

Spaniens Regierung vergibt verschiedene Auszeichnungen für Spaniens Feste. Die wichtigste ist seit 1980 das Fest von internationalem touristischen Interesse. Die Bürgermeister im ganzen Land arbeiten für diesen Titel. Erreicht haben das Ziel bislang hochberühmte Fiestas wie das Pferdefest in Jeréz, die Feria de Abril in Sevilla und auch der Karneval auf Teneriffa.

Auch der Alcalde José Crespo engagierte sich für die Auszeichnung. Dabei waren vor allem die Berichte der Journalisten aus dem Ausland wichtig. Nun erhält er einen Zuschuss von bis zu 40.000 Euro und vor allem viel mehr Gäste. Schon in den Jahren zuvor hatten Zigtausende die Feira do Cocido besucht. Und diesmal wird es am Wochenende vor Karneval besonders voll. Das galicische Fernsehen sendet live aus der Mehrzweckhalle und es werden viele Promis erwartet. Die Werbung ist für die Anwohner Gold wert. Lalíns Gastronomie profitiert davon genauso wie die Landwirte im Umland, wo mehr Schweine als Menschen leben. 

Recherche von der Mitte aus

Vier Wochen habe ich übrigens im Sommer in Lalín verbracht und für das neue Buch „Galicien & Jakobsweg“ recherchiert. Es erscheint im Juni/Juli 2020 bei DuMont. Und festgestellt: Die kleine Stadt mag im Schatten von Santiago de Compostela stehen. Doch sie hat sehr gute Köche, einen brillanten Modemacher (Florentino), im Umland traumhafte Natur und beispielsweise das Kloster Carboeiro. Der Innenraum ist so spektakulär, dass Enrique Iglesias dort für sein Video Noche Y De Día tanzte.

Bereits 12 galicische Feste von internationalem Rang

In Galicien sind mit der Feira do Cocido nun bereits zwölf Feste mit der hohen Auszeichnung geehrt. Dazu zählen das Apostel-Fest in Santiago, das Wildpferderodeo in Sabucedo und das Albariño-Fest in Cambádos. Erst im letzten Jahr erhielt eine ebenfalls noch wenig bekannte Kleinstadt die Anerkennung aus Madrid: Xinzo de Limia. Für sein sagenhaftes Karnevalsfest.
 

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