Autoren: Honorare für Reisebücher

Drehbuchautoren verdienen wenig, Übersetzer auch. Und dann gibt es noch die Reisebuchautoren. Wer kreativ ist, hat ein übersichtliches Konto. Das vereinbarte Honorar, ob pauschal oder prozentual am Verkauf orientiert, ist oftmals eine bodenlose Frechheit. Und seit Corona gilt ohnehin: Fast alle Reisebücher müssen später wieder neu geschrieben werden.

Der größte Graus für Verlage sind derzeit Corona, VG Wort und Kindle als Plattform für Selbstveröffentlichungen. VG Wort ist eine Verwertungsgesellschaft, die bislang an Autoren wie auch an Verlage Überschüsse überwies.

Aus Einnahmen beispielsweise von Endgeräten wie Druckern und Stadtbibliotheken, welche die Bücher im Regal haben. Doch dann kam ein Anwalt namens Vogel und machte auf einen Schlag all seine Autorenkollegen glücklich. Denn der Bundesgerichtshof entschied nach seiner Klage-Odyssee: Nur noch Autoren bekommen die Ausschüttungen. Verlage müssen sogar auf Jahre zurückzahlen.

Der Grund: Die Autoren sind die Urheber der Texte, keineswegs die Verlage. Auch wenn die Zeitschrift Die Zeit das Urteil fatal findet und über die armen Verlage schwadroniert (und selbst von Gruner & Jahr abhängt): Es ist unverschämt, wenn Autoren als Einzelkämpfer durch Recherche und Schreibe die Hauptaufgabe haben und dann am schlechtesten in der Kette bezahlt werden. Mir ist das auch schon passiert, als ich ausgerechnet mitten in der Pandemie ein Buch über Nordspanien veröffentlicht habe, siehe Interview in der SZ.

Das mir bekannte beste Honorar zahlt ein Reisebuchverleger aus Berlin: 12 Prozent vom Nettoladenpreis. Das schlechtes Honorar einer der führenden Reisebuchverlage im süddeutschen Raum: 4 Prozent von Nettoladenpreis.

Andererseits Kindle: Die Tochter von Amazon ermöglicht es Autoren, an Verlagen vorbei selbst zu veröffentlichen. Da gibt es schon mal 70 Prozent für das E-Book. Und auch Print ist lukrativer mit Einnahmen von rund 25 Prozent pro Buch (je nach Dicke, Farbdruck oder Schwarzweiß).

Autoren haben keine Lobby

Problem dabei: Autoren haben keine Lobby, kein Druckmittel. Umso wichtiger war Martin Vogels Gang durch die Instanzen. Selbst Autoren mit wenigen Büchern bekommen dadurch Mehreinnahmen, die ihnen die Verlage immer vorenthielten.

Insofern ist das Gerichtsurteil viel mehr als ein Urteil: Es bringt etwas mehr Gerechtigkeit in eine durchweg unfaire Einnahmeverteilung: Verlage verdienen rund 45 Prozent, Buchhandel sogar 50 Prozent, die Autoren bekommen den Rest. Dabei würde es ohne sie kein einziges Reisebuch geben.

Vorschuss der Verlage als Druckmittel zum Weitermachen

Selbst habe ich einige Reisebücher verfasst, schon als Student. Das Geld war mir egal, Hauptsache kreativ. Doch irgendwann hatte ich ein Dutzend Bücher geschrieben und immer noch Sorgen, wie ich denn die Altbauwohnung in drei Monaten bezahlen soll. Finte der Verlage: Der Vorschuss. Das hilft. Dadurch kann ich die Miete zahlen.

Nur nachher wird mir das Geld von der Honorarabrechnung wieder abgezogen. So halten die Verlage die Autoren am Schreiben. Du schreibst oder bist pleite. Eine eigenartige Honorierung. Der Ausweg für viele ist daher der Ausstieg aus dem Autorendasein. Oder ein guter Hauptverdienst, der das Schreiben zur Nebensache macht.

Zähler