Der Esel, der Teufel und meine Frau

Im Sommer 2020 ist mein Reisebuch Galicien & Jakobsweg bei DuMont erschienen. Komplett neu, in erster Auflage, in einer neuen Reisephase aber auch. Was bietet der Band und was nicht? Wo war der Verlag penibel? Und wo hat er weggeguckt? Der Autor verrät es selbst:

von Tobias Büscher

Kein Wort zu Corona steht in meinem neuesten Buch. Denn bei Freigabe des Buchs zum Druck war das noch kein Thema. Und so sind die Vorschriften in den Pilgerherbergen nicht besprochen, auch die Abstandsregeln in Santiago de Compostela nicht. Dennoch lohnt sich das Buch. Warum? Hier die wahnsinnig wichtigen Gründe. Hab ich in einem Kurs für Content-Marketing gelernt, dass man das so macht (kleiner Scherz).

1. Grund: meine Frau, die Lektorin

So einfach haben Männer es nicht mit ihren Frauen. Zu Corona-Zeiten schon gar nicht, oder? Jetzt stellen Sie sich bitte mal vor, Sie haben ein Manuskript abgeliefert, und ausgerechnet die eigene Gemahlin ist die Lektorin. Die auch noch bei der Recherche dabei war. Mit der kleinen Tochter noch dazu. Ganz ehrlich: Früher war ich mal Autor, um mich ins Abenteuer zu stürzen. Allein.

Übrigens: Bei diesem neuen Buch hatte ich sogar noch eine Zweitlektorin. Aber an den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern (frei nach Cervantes).

2. Grund: das Eselrennen

Echt jetzt, in Nordwestspanien gibt es eine Formel 1 der Esel. Das Rennen findet im tiefsten Hinterland statt in einem Ort namens Escairón nahe Monforte de Lemos. Die Reiter sind mit den störrischen Tieren rund um den lokalen Fußballplatz unterwegs. Dazu spielt die örtliche Blaskapelle, die mit dem Bürgermeister verwandt ist. Und kaum einer kommt an. IA. 

Das allein, sagt meine damals siebenjährige Tochter, sei ein Grund, sich in Galicien zu verlieben.

3. Grund: der Teufelsaustreiber

Zwei Wochen war ich an dem Typen dran. Einem echten Exorzisten. Don José hat mir erzählt, wie man den Teufel erkennt, wie ihm der Bischof zum Exorzisten ernannt hat. Und mir dann auch noch eine Frau vorgestellt, die vom Teufel besessen ist. Das Thema steht als Report prominent im Buch. Und kurioserweise hat der Verlag kein einziges Wort hinterfragt. Stattdessen aber jeden Straßennamen in den Karten. 

Doch keine Sorge: Die Geschichte stimmt. Meine Frau weiß das, sie hat ihn auch kennengelernt. Und meine Tochter bekam sogar ein Küsschen von ihm. Und seinen Segen.

Als wir dann auf der Rückfahrt von der Recherche nach Köln eine baskische Bar besuchten, wussten wir: Hat Glück gebracht. Kaum waren wir drinnen und wollten ein Bier bestellen, knallten am Eingang schwere Steinplatten der Außenfassade auf den Boden. Wären wir 90 Sekunden später gekommen, wäre das Buch überhaupt nicht erschienen ... 

So. Ist das jetzt ein Werbetext? Keine Ahnung. Aber was das Buch sonst noch bringt: Keramikhersteller, Wildpferde, Gelbfußmöwen auf den Cies-Inseln, Koch Nacho aus der Fischtaverne und Roberto von der besten Pulpería. Und eine Hexe. Und Barbesitzer Manuel aus Lalín südöstlich von Santiago. Der hatte vor kurzem Geburtstag und bekommt das Buch von mir zugeschickt. Seine Bar steht auf Seite 225.

Euer Tobi
 

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