Buchrezension zu Spanien. Mit Kindern reisen. Ratgeber für Familien

Reisen mit Kindern in Spanien

Der Verlag Interconnections hat ein Buch über das Reisen mit Kindern in Spanien veröffentlicht. Es ist teuer, bietet wenig praktische Tipps, dafür aber einen unterhaltsam miserablen Stil.

von Tobias Büscher

In einem herkömmlichen Reiseführer stehen solche tollen Tipps nicht, meint der Verlag. Der Autor sei nämlich lange mit seiner Frau und zwei Kindern durch Spanien gereist und habe "alles Wissenswerte aufgeschrieben, was Familie so wissen muß".

Aha. Nun, es stimmt schon, geschrieben hat er, das hier beispielsweise: "Wenn man weiß, was man sich anschaut, lohnt ein Besuch sehr". Oder den hier, hört mal zu Kids: "Die Rebfläche beträgt in etwa 1600 Hektar. 600 Winzer erzeugen in rund 52 (!) Bodegas circa die Hälfte für den spanischen Konsum und 50 Prozent für den Export."

Klasse. Chantalle, ist noch was in der Flasche? Papa schreibt gerade ein Manuskript. Und wenn er nach rund 52 mal Nippen circa die Hälfte davon intus hat, sind noch 50 Prozent in der Botella ...

Pre-Milch? Flugzeugsitze? Schnick Schnack!

Lassen wir den Holper-Stil aber mal außen vor und kommen zum praktischen Nutzen jenseits herkömmlicher Reiseführer. Der Autor, sein Name ist Hasewinkel, war mit Kindern und Frau tatsächlich viel unterwegs in Spanien, wie die mäßigen Fotos in Schwarzweiß zeigen. Auch hat er Restaurants auf Kindertauglichkeit geprüft und Dinos im Nebel gesehen. Sehr schön. Doch schon im Glossar fällt auf, was das Buch nicht besonders gut bietet: Infos für Eltern, die mit ihren Kindern nach Spanien reisen.

Frage 1: Was muss ich beim Flug mit kleinen Kindern beachten? Antwort Fehlanzeige.

Frage 2: Gibt es in Spanien überall genügend Babynahrung so wie hier? Antwort: Fehlanzeige.

Frage 3: Warum steht im Glossar nicht der Begriff Baby? Antwort: Weil der Autor dazu nichts sagt.

A propos Glossar: Der Begriff Kinder taucht dort fast so selten auf wie in der Inhaltsangabe. Unter dem Stichwort Kindertipp wird der Leser auf Seite 235 geleitet, wo Herr Hasewinkel knallhart recherchiert hat: "Es lassen sich kleine Ruderboote mieten, mit denen man einige Runden durch die Salinen drehen kann - ein großes Vergnügen für Kinder". 

24.80 Euro für unlektorierten Wirrwarr

Das Buch behandelt keineswegs ganz Spanien, sondern nur einen Teil des Festlandes. Besonders ausführlich natürlich die Gebiete, wo Papa Wein bekommen hat. Es ist wirr aufgeteilt in nordspanische Regionen, dann Valencia, dann Katalonien, dann Andalusien, dann Madrid.

Dort führt der Autor kurioserweise das Amerika-Museum als Highlight für Kinder auf, sagt aber nicht warum. Überhaupt steht im Text ständig "Auch für Kinder geeignet". Als nächstes bringt der Verlag am Besten einen Band namens Spanien - Mit Hunden reisen. Dann einfach die Substantive austauschen und das Buch steht.

Fazit: Null Schnuller. Und inzwischen nicht mehr erhältlich (Stand 2017)