Buchrezension
Teufelsköche, ein Buch von Juan Moreno
Was haben ein Drogendealer aus München, eine Frau von einer Mülldeponie Nairobis und ein bosnischer Ex-Elitekämpfer gemein? Sie alle sind Teufelsköche. Der Spanier Juan Moreno hat ein Buch geschrieben über die "heißesten Herde der Welt". Dem Spiegel-Reporter ist damit die passende Antwort gelungen auf all die vielen nervtötenden Koch-Shows und Rezeptbücher.
von Tobias Büscher
Schon allein die Bilder des Buchs sprechen Bände: Gerry Addeson, verurteilter Drogendealer der Münchner Schickeria, trägt auf dem Buchrücken ein riesiges Messer, Vincent Klink auf dem Titel des Bandes "Teufelsköche" ein Schwein. Nihad Mameledžija, ein Bosnier in Italien, posiert mit Fisch und Kalaschnikow.
Marie Carmen Rodriguez wiederum setzt ein bezauberndes Lächeln vor der Arena auf: Sie und ihr Mann bieten täglich Schwänze von Kampfstieren an. Die 36 Fotos im Buch hat Mirco Taliercio geschossen. Und eben den kannte der Autor Juan Moreno schon lange von Auslandspressereisen. Lange, bevor die beiden nach ein paar Gläsern Wein auf die Idee zu diesem Buch hier kamen.
Hamburger als Henkersmalzeit, Buntbarsch für den Diktator
Im Band kommen berühmte und spektakuläre Köche zu Wort. Und jeder trägt ein Rezept bei. So auch Brian Price, ein verurteilter Vergewaltiger aus einem texanischen Hochsicherheitsgefängnis.
Der hat schon für 200 Todeskandidaten das letzte Mahl zubereitet, besonders oft Rinderhack mit Koriander und schwarzem Pfeffer. Rezeptname: Hangman´s Hamburger.
Oder Odonde Odera aus Uganda, der es in den 1970ern vom Analphabeten bis zum Chefkoch im Präsidentenpalast von Idi Amin brachte und versichert, der Diktator habe nie Menschenfleisch gegessen. Sein Rezept: Tilapia-Fisch mit weißer Sauce und Bohnen.
Offensichtlich war Amin ein Gourmet. Honnecker offensichtlich nicht. Denn der, erzählt sein damaliger Leibkoch Roland Albrecht an einer anderen Stelle im Buch, wollte ständig nur Kassler und Blutwurst.
Einige kochen in der Hölle, Juan Amador nicht!
Nicht alle der Köche im Buch arbeiten im Geruch des Fegefeuers. Schon gar nicht Starkochs wie Frank Pellegrino, Vincent Klink und Juan Amador, die in einem so klugen Band eigentlich nichts verloren haben.
Aber dafür hat der Autor auch die ganz unbekannten Köche an sehr ungewöhnlichen Orten besucht: Faith Muthani etwa. Die Frau kocht unter einer Plane in Nairobi täglich für Menschen, die hier nach brauchbarem Abfall suchen. Bei Faith gibt es Bohnen, Reis und Maismehl für umgerechnet rund 20 Cent pro Teller. Ihr Rezept-Tipp: Kidneybohnen mit Weißkohl, Reis und Zwiebeln.
Glänzende Reportagen, viel Humor
Juan Moreno porträtiert auf 300 Seiten Typen, die seit einer halben Ewigkeit für Demonstranten Kartoffeln schälen, sich in Graubünden für Touristen abrackern und nahe Amsterdam Lachs wahlweise mit Koks oder Cannabis anbieten. Das Rezept des Holländers Rashid übrigens: 2 Kalbskoteletts mit Pilzen und 2 Gramm Hasch (Super Bloom).
Name des ganzen: Princess Diana.Juan Moreno hat all die Köche selbst besucht. Dadurch sind sehr lesenswerte Reportagen entstanden und wir empfehlen, das Buch mit dem vielsagenden Schlusskapitel "Dank" zu beginnen. Kostprobe: "Daniel Pfefferholz danken wir dafür, dass er genug Leute kannte, die wir bestechen konnten, um die Mülldeponie in Nairobi zu besuchen und lebend wieder herauszukommen".
Fazit: höllisch gut gemacht, ohne die Promis wäre das Buch noch besser geworden. Als Geschenk jedenfalls ist es sehr empfehlenswert!
Der Autor Juan Moreno
Juan Moreno ist der Sohn eines andalusischen Bauers und hat sich bei der Süddeutschen Zeitung einen Namen gemacht mit der Kolumne Von mir aus.
Heute ist er Spiegel-Reporter und berichtet regelmäßig über die aktuellen Krisen seines Heimatlands Spanien. Berühmt wurde er Ende 2018, weil er die Fälschungen seines Kollegen Claas Relotius aufgedeckt hat. Inzwischen ist sein neues Buch erschienen genau zu diesem Thema: 1000 Zeilen Lüge.
Details zum Buch Teufelsköche
Titel: Teufelsköche; an den heißesten Herden der Welt
Auflage: 2013
Autor: Juan Moreno
Fotos: Mirco Taliercio
Verlag: Piper
Preis: 14,99 Euro und inzwischen auch günstiger.