Honig aus Spanien
Spanier lieben Honig. Doch die Lage für die Imker ist komplizierter geworden. Nicht so sehr wegen der schädlichen Varro-Milbe, sondern vor allem wegen der Hitze und unlauterer Konkurrenz.
Erst unlängst gingen die spanischen Imker wieder auf die Straße, um gegen die schwierigen Bedingungen ihres Gewerbes zu protestieren.
Einer der Gründe: Die Sommer werden immer heißer. Deshalb nutzen die Landwirte mehr Pestizide um unerwünschte Pflanzen und Kräuter zu vernichten, die sich bei derart hohen Temperaturen rasch vermehren.
Die Pestizide wirken aber keinesfalls selektiv. Sie schaden auch den Pollen, welche die Bienen für die Herstellung ihres Honigs benötigen. Die Aufnahme der in den Pestiziden enthaltenen Stoffe stört das Immunsystem und den Orientierungssinn der Bienen, wodurch sie nicht zurück zu ihrer Kolonie finden können und verenden.
Obwohl ausgewachsene Bienen Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius aushalten, ist die Hitze ein Problem. Wald- und Flächenbrände rauben den Tieren ihren sowieso schon stetig schrumpfenden Lebens- und Arbeitsraum.
Und so können Imker von Glück reden, wenn sie fernab der Landwirtschaft arbeiten, etwa im galicischen Zorza-Gebiet oder in Teilen der baskischen Region Alava, wo Lavendel, Brombeer und Kastanien blühen.
Gestreckte Ware
Doch nicht nur Umweltsorgen treibt die Imker um, es sind auch die internationalen Handelsbeziehungen. Importierter Honig ist günstiger, aber oft mit raffiniertem Zucker gestreckt.
Hinzu kommen höhere Preise für Deckel und Gläser. Das Resultat für die spanischen Imker: Zwar werden inzwischen nur noch 800 Tonnen dieser Spezialität in Spanien produziert, also fast doppelt so wenig wie im Jahr 2021. Dennoch bleiben sie auf einem Großteil ihrer Ware sitzen.
Irreführung im Supermarktregal
Ihr Vorwurf: Die Etikettierungen sind für Verbraucher oft irreführend. Ihr natürlicher und qualitativ hochwertigerer Honig steht im Supermarkt direkt neben den minderwertigeren Importen, die aber besonders geschickt beschriftet sind. Natürlich ohne genaue Herkunftskennzeichnung.
Das, sagen die Imker, müsse sich ändern, damit die Bio-Händler überhaupt eine Chance haben. Denn sollte dies nicht passieren, werden sie gezwungen sein, ihre Produkte nur noch in regionalen Feinkostgeschäften für einen angemessenen Preis anzubieten. Und der lokal produzierte Honig würde aus den Supermärkten nach und nach verschwinden.
Eine alternative und mögliche Hilfe ist eine Form der Patenschaft. Über crowdfarming kann man problemlos eine Patenschaft oder Spende an die Imker weitergeben, für die man nach der Produktion mit Honig aus dem „eigenen“ Stock versorgt und belohnt wird.
Diese Möglichkeit verschafft den Bienen und Imkern Zeit und Sicherheit innerhalb der Produktion. Zudem ist dadurch die Abnahme des produzierten Honigs gewährleistet und somit auch ein gesichertes Einkommen.
Von uns getesteter spanischer Biohonig
Auch vor Ort kann man natürlich einkaufen. Spanische Händler, spezialisiert auf guten Honig haben wir selbst getestet:
Im Baskenland: Agua de Bosque Apicultura, Orbiso, Álava, Tel 0034 64 99 72 19, orbisomiel@gmail.com
Tipp: Miel de Bosque, pura artesanal.
In Galicien: Mel O Carrasco, im Dorf Zobra nahe Lalín, Provinz Pontevedra, melocarrasco@zobra.es
Und eines ist ja klar. Vor Ort schmeckt es immer noch am Besten.
Text: Ariane Draeger, Fotos Tobias Büscher