Beim Kaffee haben Spanier die Qual der Wahl
Kaffeekultur in Spanien
Der kleine Schwarze gehört zur spanischen Lebensart. Es gibt ihn in vielen Varianten und mancher Einheimischer genießt seinen Café zum Frühstück mit einem ordentlichen Schuss Brandy.
Von Tobias Büscher
Aromatischer Kaffee krönt in Spanien jede Mahlzeit, nicht nur zum Frühstück. Allein der Duft ist verführerisch. Typisches Bild: In der Ecke einer kleine Bar sitzen ein paar alte Herren, gestikulieren, diskutieren leidenschaftlich. Daneben sitzen zwei schick gekleidete Damen, beobachten die Leute und werfen sich hin und wieder einen vielsagenden Blick zu. Hinter der Theke dampft die Kaffeemaschine.
Spanischer Kaffee ist stark
Spanischer Kaffee ist anders geröstet als bei uns. Der Robusta-Anteil ist meist höher als in Deutschland. Das verleiht dem Aufguss seinen kräftigen vollmundigen Geschmack. Viele Kaffeemischungen enthalten besondere Bohnen, hergestellt im Torrefacto-Verfahren. Das Geheimnis ist Zucker. Er wird beim Rösten zugesetzt und ummantelt die Bohne. Das reduziert die Säure und das Getränk schmeckt weniger bitter. Süß ist das Ergebnis allerdings nicht – dafür ist der Zuckeranteil viel zu gering.
Nicht aus der Neuen Welt
Die spanische Kaffeekultur entwickelte sich im 18. Jh. Der Nachschub und die Einflüsse aus den lateinamerikanischen Kolonien haben den Erfolg des Getränks stark beeinflusst. Es war exotisch, aufregend und spiegelte ein neues Lebensgefühl wider. Der anregende Trunk war plötzlich in aller Munde. Die Entdecker der Neuen Welt haben den Kaffee allerdings nicht als erste nach Spanien gebracht. Dort war das anregende Gebräu dem Adel schon vorher bekannt.
Spaniens einzige Kaffeeplantage
Die einzige Kaffeeplantage Spaniens befindet sich übrigens auf den Kanarischen Inseln, genau gesagt auf Gran Canaria. Allerdings ist der Ertrag nicht sehr groß, und so ist die Plantage Agaete beim Dorf San Pedro vor allem als Touristenziel beliebt.
Des Königs Café
Die Araber waren vermutlich die ersten, die das duftende aufmunternde Getränk schätzten. Trotz aller maurischen Einflüsse – auf das starke Bohnengetränk musste Spanien noch warten. Geschäftstüchtige Venezianer lieferten den ersten Kaffee im 17. Jahrhundert nach Europa. Auf die Iberische Halbinsel brachte ihn wahrscheinlich erst der Bourbonenkönig Felipe V. Darüber streiten die Historiker jedoch.
Kaffee-Varianten in Spanien
Heute genießt Spanien seinen Kaffee in verschiedenen Formen. Gemixt wird, was das Zeug hält: Mit Milch, Zucker und gerne auch mit Bränden und Likören in jeglichen Variationen. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Mischung mit reichlich Kondensmilch, Tía Maria und einem Stück Zitronenschale, Barraquito genannt. Aber probieren Sie es selber aus. Vielleicht wird das ja Ihr persönliches Lieblingsgetränk.
Von cafe solo bis americano
Klein, stark und tiefschwarz kommt der Café solo daher – gleich einem Espresso. Zu stark? Dann versuchen Sie es doch mal mit einem Café americano. Der ist vergleichbar stark wie deutscher Filterkaffee, aber viel bekömmlicher.
Namen des spanischen Kaffees
Café solo - Espresso
Café canario - siehe Barraquito
Café con leche - Milchkaffee
Café cortado - Café mit einem Schuss Milch
Café americano - Filtercafé
Carajillo - Espresso mit einem Schuss Brandy
Café Bombón - Kondensmilch mit Espresso
Barraquito - Espresso mit Kondensmilch, Zucker und Likör
Café con hielo - Café mit Eiswürfeln
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