Vegane Tapas
Unsere Mitarbeiterin Ariane Draeger hat sich auf ein kulinarisches Abenteuer eingelassen. Sie hat Freunde zu Empanadas und Tortillas ganz ohne Fleisch und Eier eigeladen. Und dabei festgestellt: Das gelingt gut, vor allem mit Kichererbsen und ohne Koriander.
Wer zu einem Tapas-Abend einlädt, muss wissen: Die meisten denken dabei an Gambas, scharfe Chorizo, Serranoschinken und Empanadas mit Thunfischeinlage. So ging es auch meinen beiden eingeladenen Gästen. Die sich vorher im Zug natürlich fragten, was ich so auftischen würde.
Denn ich lade nicht zu einem „regulären“ Tapas-Abend ein, sondern zu einem veganen Tapas-Abend. Wird es Paella geben? Nein. Das ist ja keine Tapa. Und wie kann man das kochen ohne Garnelen und Kaninchen?
Empanadas ohne Fleisch
Stattdessen kamen bei mir die ersten Empanadas in den Backofen. Denn die hatte ich, wie vieles andere, schon mittags vorbereitet. Empanadas sind gefüllte Teigtaschen, die eigentlich in einem Quark-Ölteig zubereitete und dann mit fleischigen oder auch fleischlosen Füllungen gebacken werden.
Für die Füllungen ist vieles möglich, also auch vegane Füllungen. Der Teig der Veganen-Empanadas ist ein einfacher Mürbeteig mit gemahlener Paprika (edelsüß). Gefüllt habe ich die Empanadas mit einer Tofu-Spinat-Mischung, verfeinert mit viel Knoblauch, Muskatnuss, Salz, Pfeffer und Zwiebeln. Dazu möchte ich anmerken, dass ich beim nächsten Mal den Tofu schon vorab einlegen würde, um diesem mehr Schwung und Geschmack zu verleihen.
Pikante Albóndigas
Weiter ging es mit der Vorbereitung der Albóndigas. Dazu habe ich zu einem hackfleischähnlichen Produkt gegriffen: Greenforce Frikadellen. Damit das Rezept möglichst an ein herkömmliches Albondigas-Rezept erinnert, habe ich lediglich das Fleisch ersetzt. Dabei gilt meine persönliche Freude der Tomatensoße, die beim Braten der Albóndigas hinzukommen. Eine würzige, fruchtige, pikante, cremige und, wäre da nicht das Fleisch, vegane Tomatensoße.
Mein Gast Lisa dazu wörtlich: „Tomatensoße schmeckt oft wie Pizzasoße. Deine dagegen klasse."
Geköchelt wird die Soße mit Zwiebeln, wieder viel Knoblauch, Lorbeerblättern und Thymian. Danach wird die Soße püriert, wodurch sie sämig und cremig wird. Aber bitte ohne Sahne. Dieser Effekt ist vor allem der Stärke aus den Zwiebeln zu verdanken.
Tortilla aus Kichererbsen
Danach kam eine echte Herausforderung: Die Tortilla. Die Kartoffeln sind schon geschält und brutzeln mit den Zwiebeln leicht vor sich hin. Doch die Herausforderung ist der Ersatz für die Eier. Bislang etwas, vor dem ich mich immer besonders beim Backen, aber auch dem Kochen versucht habe zu drücken.
Das Ei tausche ich durch Kichererbsenmehl, Kala Namak Schwefelsalz, Kurkuma und kaltes Leitungswasser aus. Die Zwiebel-Kartoffel-Mischung wird dem Kicheerbens-Wasser-Mix beigefügt und gemeinsam zum Ruhen zur Seite gestellt.
In dieser Zeit stockt das Ganze an und ähnelt beim in die Pfanne Gießen tatsächlich an Rührei. Zu meinem großen Erstaunen dickt die Maße auch sehr ähnlich an. Doch die Frage bleibt: Was passiert beim Wenden?. Ich gehe die Tipps zum Wenden für Tortillas durch.
Das Wenden verläuft dank tatkräftiger Unterstützung von Emi (fast) reibungslos. Die erste Schicht der Tortilla war leicht an die Pfanne gebacken. Danke der Teller-Methode konnte ich dies einfach aus der Pfanne entfernen und die Tortilla in der frischeingefettet und heißen Pfanne wenden. Nach einer extra Runde ist es dann so weit. Der goldene Mantel und der warme und nur noch leicht nach Schwefel riechende Duft verrät es. Es ist geschafft.
Die Tortilla hat es (beinahe) in einem Stück auf den Servierteller geschafft.
„Ich hab den Unterschied nicht geschmeckt. Beim ersten Bissen dachte man noch, ok. Ich schmecke, dass es kein Ei ist, aber das ist nach jedem Bissen weniger geworden.“
Dem kann ich nur zustimmen. Dieses Rezept hat es nach diesem Abend definitiv in mein alltägliches Repertoire geschafft. Denn auch der Zeitaufwand war marginal.
Dreierlei macht noch lang keinen Tapas-Abend und weil das so ist, gab es noch eine Handvoll, sowieso schon veganer Tapas und Dips. Zu all dem gab es noch Patatas Bravas, Champiñones al Ajillo, Pimientos, schwarze und grüne Oliven, Mojo Rojo und Mojo Verde.
Mojo Verde
Der Gewinner des Abends ist für meine Gäste auf jeden Fall die Mojo Verde. Eine laut meinen Freunden würzige, frische, saftige Soße, die perfekt für den Sommer ist und bei den nächsten Grill-Abenden nicht fehlen darf. Wäre da nicht der Geschmack von Seife, hätte auch ich die Mojo als superlecker und frisch empfunden, doch der Koriander macht mir dabei einen Strich durch die Rechnung. Ich werde für mich mal eine ähnliche Soße probieren. Ohne Koriander.
„Also wir dachten ja schon das, was fehlen könnte. Man freut sich ja dann doch auf das Besondere. Und bei Tapas sind das ja auch oft die Gerichte mit Fleisch, aber du hast so positiv mit dem Abend heute überzeugt. Mir hat absolut nichts gefehlt.“
„Mir auch nicht! Und wüsste ich’s nicht besser, würde ich dir sagen, mach dich damit selbstständig.“
Vorbereitung auf den nächsten Tapa-Abend
Mit so vielen Komplimenten hab ich gar nicht gerechnet. Ich freu mich aber sehr über dieses Lob, denn es zeigt, es geht auch anders. Ich freu mich jetzt schon auf den nächsten Tapas-Abend. Auch wenn ich ein paar Rezepte an meinen Geschmack anpassen würde.
Ich würde den Tofu und das Erbsenprotein schon einen Tag vorher ansetzten und würzen, damit diese die Gewürze intensiver aufnehmen können. Und bei der Tortilla würde ich es mit etwas mehr Kichererbsenmehl versuchen, um einen noch besseren Effekt beim stocken zu erhalten. Außerdem würde ich noch Paprika und räuchern Tofu mit den Kartoffeln zusammen anbraten.
Fazit
Mein Fazit des Abends ist auf jeden Fall, dass ein Tapas-Abend mehr Zeit erfordert, als man denkt, auf sieben Quadratmeter ein sportliches Unterfangen ist und definitiv kein Fleisch für einen erfolgreichen Abend erforderlich ist.
Die Autorin
Ariane Draeger ist Mitarbeiterin unserer Redaktion. Als Reporterin gehört sie auch zum Autorentrio des langen Features "Fischen oder Fischzucht?"