Herzogin von Alba: ein Porträt
Ihr vollständiger Name würde locker 17 Zeilen einnehmen. Doña Cayetana Fitz-James Stuart y Silva (im Nov. 2014 mit 88 Jahren verstorben) war die 18. Herzogin von Alba. Doch wer war die adlige Spanierin, die qua Adelsgeschlecht noch nicht einmal vor dem Papst niederknien musste? Wir haben sie zu Lebzeiten porträtiert:
von Sascha Keutel
Schlagzeilen macht das Oberhaupt des Hauses Alba fast täglich. Denn schon seit ihrer zweiten Hochzeit 1978 mit dem elf Jahre jüngeren linken Ex-Jesuitenpfarrer Dr. Jesús Aguirre y Ortiz de Zárate gilt sie als äußerst rebellisch.
Als Kind traf sie morgens den Sohn von Tolstoi in der Schule und nachmittags die Töchter von Churchill zum Tee. Das steife Protokoll aber mag sie gar nicht.
Auf die Frage, ob die britische Queen ihr beim Betreten eines Aufzugs wirklich den Vortritt überlassen und vor ihr einen Knicks machen muss, kontert sie trocken: „Das stimmt so nicht.“
Greisin in Netzstrümpfen
Die Alba strahlt mehr Lebenslust aus als so manche Hollywooddiva in den besten Jahren. Mit ihren ausladenden weißen Locken und der Vorliebe für superkurze Röcke und sexy Netzstrümpfe lässt sie sich im Sommer im Bikini ablichten.
Das "Volk" liebt sie dafür. Wenn in Sevillas Arena Maestranza der Torero-Superstar "El Juli“ auftritt, klatschen die Zuschauer vor allem der alten Dame zu. Sie ist vielen Spaniern ein Sinnbild für die gute, alte Zeit.
Goya malte die Vorfahrin der Alba nackt, Picasso wollte das wiederholen.
Yo, Cayetana
Doña Cayetana hat angeblich nie einen Schönheitschirurgen besucht. In ihrer Autobiografie „Yo, Cayetana“ schreibt sie: „Ich nahm immer nur gute Cremes.“ Parfüm benutzt sie hingegen nie.
Lange ist es her, da wollte Pablo Picasso sie nackt malen wie einst Francisco Goya ihre Vorfahrin, die 13. Herzogin von Alba (1762-1802). „Ich hätte das toll gefunden, aber mein damaliger Mann wollte das nicht“, erklärte sie.
Mein Schloss, meine Burgen, meine Kolumbus-Karte
Die entfernte Verwandte des englischen König James II. besitzt angeblich Reichtümer irgendwo zwischen 0,6 und 3,5 Milliarden.
Als Großgrundbesitzerin soll sie Abermillionen an EU-Agrarsubventionen kassiert haben. Ihre Burgen, Paläste und Ländereien liegen über ganz Spanien verteilt und es heißt, sie könne quer durch das Land reisen, ohne jemals auf fremdes Terrain zu gelangen.
Die Herzogin besitzt daneben auch Kunstschätze wie die Erstausgabe von "Don Quijote" und eine der Karten, mit der sich Kolumbus nach Amerika verirrte.
45 Adelstitel
Das Guinness-Buch der Rekorde führt Herzogin Alba als Rekordhalterin in Sachen Adelstiteln: es sollen 45 sein, die Nebentitel noch nicht mitgerechnet. Das verpflichtet, erklärte sie einer Reporterin, aber Probleme habe sie damit nicht.
Die agile Mittachtzigerin setzt sich für Kinderbetreuung im Senegal genauso ein wie für die Armen in den Vierteln am Stadtrand von Madrid. Und selbstredend für den Stierkampf, den sie für das spanische Kulturgut schlechthin hält.
"Ich habe noch jeden gekriegt"
Die zweifache Witwe hat lange für die Hochzeit mit dem 25 Jahre jüngeren bürgerlichen Alfonso Díez-Carabantes gekämpft, der seit Oktober 2011 ihr Mann ist.
Ihre Kinder sahen in dem smarten Geliebten schlicht einen Erbschleicher. „Ich weiß nicht, warum sie solche Schwierigkeiten machen", sagte die Herzogin in einem Radiointerview Anfang 2011.
„Ich bin Single, er ist Single, und wir tun niemandem weh." Und überhaupt: „Das Geld bedeutet mir nicht so viel, ein leidenschaftliches Leben ist mir wichtiger.“
Außerdem habe sie schon immer eine außergewöhnliche Wirkung auf Männer gehabt: „Noch kein Mann, für den ich mich interessiert habe, konnte mir widerstehen!“
Eine Alternative zur Hochzeit sah die gläubige Katholikin ohnehin nicht: „Ich bin gegen Scheidung, gegen Abtreibung, gegen all diese Gräuel."
Wer die ganze Anmut der Alba ein Jahr vor ihrer Hochzeit sehen möchte, findet ein Foto des Starfotografen Jonathan Becker aus dem Jahr 2010 auf El País.
Juan Carlos: „Zu alt für eine Hochzeit“
Den Widerstand innerhalb ihrer Familie gegen die Hochzeit brach die willensstarke Greisin, indem sie ihre Hinterlassenschaft unter den Nachkommen aufteilte – und sich dabei das uneingeschränkte Nutzungsrecht zu Lebzeiten sicherte.
Auch der damalige König Juan Carlos, den die Herzogin nach alter Familientradition um Einverständnis bat, hatte zunächst erhebliche Bedenken: „Für so etwas haben wir nicht mehr das richtige Alter“, soll er der 85-Jährigen zuvor ins Gewissen geredet haben.
Die Braut tanzt barfuß
Die Herzogin saß zwischenzeitlich gebrechlich im Rollstuhl, jetzt lebt sie wieder auf. Brad Pitt, erklärte sie der Klatschpresse, sei der schönste aller Schauspieler.
Und in den Armen von Alfonso sei sie nun endgültig wieder aufgeblüht. Die Trauungszeremonie mit nur 40 Angehörigen (zwei der sechs Kinder blieben der Feier fern) zeigte das überdeutlich.
Im Hof ihres Dueñas-Palast in Sevilla führte die betagte Braut im zartrosa Hochzeitskleid barfuß einen Sevillana-Tanz auf. Vor der Eheschließung hatte sie übrigens auf ein exklusives Privileg verzichtet: mit dem Pferd bis zum Altar der Kathedrale von Sevilla zu reiten.
Weiterführende Links
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