Antoni Gaudí, Teil 2
Antoni Gaudí war ein bahnbrechender Architekt, seiner Zeit weit voraus. Verschulte Architektur? Baupläne? Bei Gaudí Fehlanzeige.
Stattdessen hält der Meister seine Ideen in Gipsmodellen und Zeichnungen fest. In seiner Arbeit lässt er sich von verschiedenen Architekturrichtungen inspirieren und entwickelt dabei seine eigene, unverwechselbare Handschrift.
Heute ist Antoni Gaudí der wohl berühmteste Vertreter des Modernisme Català, der katalanischen Strömung des Jugendstils Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Ein Textilfabrikant hilft
Auch wenn das Neue genial und wegweisend ist, erscheint es den Zeitgenossen oft als fremd. Dies galt auch für das Schaffen von Antoni Gaudí. Die Skepsis des Institutsdirektors Elies Rogent wurde von vielen Menschen geteilt.
Voller Empörung bezeichnet der Kunsthistoriker Gaya Nuño Gaudís Bauwerke als „Folter der Imagination“ und „obszöne Knollen“.
Dass der junge Architekt seine Visionen dennoch verwirklichen kann, ist dem fortschrittlich denkenden, kulturversierten Textilfabrikanten Eusebi Güell i Bacigalupi zu verdanken.
Seit der ersten Zusammenarbeit zur Pariser Weltausstellung im Jahr 1878 verbinden beide eine enge Freundschaft und geschäftliche Beziehungen. Als Mäzen unterstützt Güell Gaudis Projekte und verhilft ihm zu neuen Aufträgen.
Sagrada Família - irgendwann mal fertig ...
Als noch unbekannter Architekt erhält Gaudí am 03. November 1883 den Auftrag, die Sagrada Família in Barcelona zu bauen. Die römisch-katholische Kathedrale ist Gaudís Lebenswerk, das ihn weltberühmt macht. Insgesamt 43 Jahre arbeitet der tief fromme Schöpfer an dem Wahrzeichen von Barcelona.
Dass das Projekt bis heute unvollendet ist, würde Gaudí vermutlich gelassen sehen. Denn auf die Frage nach der Fertigstellung der Kathedrale antwortete der Meister: „Mein Kunde (gemeint ist Gott) hat keine Eile.“
Gaudí ist ein Perfektionist bis ins kleinste Detail. Die letzten zwölf Jahre seines Lebens widmet er ausschließlich seiner „Kirche für die Armen“. Im Jahr 1926 zieht der Visionär sogar in eine Werkstatt auf der Baustelle ein.
Tragischer Tod
An seinem Lebensabend hat sich, der 1852 in Reus als Sohn eines Kupferschmiedes in bescheidenen Verhältnisse geborene und aufgewachsene Schöpfer, der Askese verschrieben.
Als er am 07. Juni 1926 bei einem tragischen Verkehrsunfall von der Straßenbahn der Linie 30 mitten in Barcelona mitgeschleift wird, bleibt er zunächst unerkannt.
Aufgrund seiner verwahrlosten Kleidung wird der inzwischen bekannte Baumeister für einen Bettler gehalten. Ein Taxifahrer weigert sich, den verunglückten Mann ins Hospital zu bringen.
Später muss der Taxifahrer mit einer hohen Strafe büßen. In dem Armenhaus "Hospital de la Santa Creu" wird der tödlich verletzte Gaudí von einem Priester erkannt.
Allerdings weigert er sich, in einer Privatklinik behandelt zu werden. Der Überlieferung nach, sollte der tief religiöse Künstler gesagt haben: „Mein Platz ist bei den Armen.“
Am 10. Juni 1926 erliegt der 72-jährige Antoni Gaudí seinen Verletzungen. Die Öffentlichkeit ist in tiefster Trauer um den genialen Architekten. Seine letzte Ruhe findet er bei seinem Lebenswerk.
Am 12. Juni 1926 wird Antoni Gaudí i Cornet, so der volle Name des Meisters, in der Krypta der Sagrada Família beigesetzt. In seinen architektonischen Werken lebt Antoni Gaudí weiter. Das Genie hat der Menschheit ein Erbe von einem unschätzbaren Wert hinterlassen.
Teil 1: Gaudí - zwischen Traum und Realität
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Die Autorin
Olga Timochin studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Psychologie und Pädagogik an der Uni Köln. Danach verfasste sie Beiträge fürs Fernsehen, Web-TV und ist zunehmend im Web 2.0 unterwegs.