Einzigartige Architektur aus Spanien

Ricardo Bofill im Porträt

Ricardo Bofill ist einer der besten Architekten Spaniens. Mit seinen einzigartigen, prägnanten Entwürfen hat er sich weltweit einen Namen gemacht. Bofill ist Ehrenmitglied mehrerer großer Architektenverbände.

von Anke Bührmann

Ricardo Bofill beeindruckt sofort. Seriös gekleidet, mit grauem Haar und ausdrucksstarken dunklen Augenbrauen wirkt er wie ein Mann, der weiß, was er kann. In der Tat – bei ihm verbindet sich der Sinn für das Außergewöhnliche mit hoher Präzision und großem, in vielen Jahren erworbenem Fachwissen.

Der Star-Architekt hat auch das neue Wahrzeichen von Barcelona entworfen, das imposante 26 Stockwerke hohe W-Hotel an der Strandpromenade.

Eine Seite des 5-Sterne-Hotels bildet einen eleganten Bogen und erinnert dadurch an ein riesiges Segel. Auf der gläsernen Fassade spiegeln sich der blaue Himmel und das Mittelmeer.

Diese Reflektionen verstärken den eleganten und futuristischen Eindruck des markanten Gebäudes mit fantastischem Panoramablick.

Für renommierte Auftraggeber weltweit unterwegs

Der am 5. Dezember 1939 in Barcelona geborene Architekt und Städteplaner hat nicht nur für seine Heimatstadt gearbeitet. Seine Werke finden sich auch in den USA, Frankreich, Marokko und Japan.

Bofill hat unter anderem die Firmensitze von Cartier, Christian Dior, Shiseido und AXA entworfen. Doch es lief nicht immer so rund. Sein Studium in Spanien musste er 1956 abbrechen und in Genf weiterführen, weil er sich für eine kommunistische Gruppe engagierte.

Daher ünberrascht auch nicht, dass sich Bofill auch einen Namen als Gestalter außergewöhnlicher Gebäudekomplexe für den sozialen Wohnungsbau gemacht hat.

Architekturbüro mit Künstlern und Soziologen

Der Spanier gilt als einer der bedeutsamsten Architekten der Gegenwart.  Auch stadtplanerische Arbeiten wie die Entwürfe von Garden Cities und Parkanlagen gehören zu den Aufträgen seiner 1963 in Barcelona gegründeten „Architekturwerkstatt“ Taller de Arquitectura.

Sie ist multidisziplinär, in ihr arbeiten neben Architekten auch Ingenieure, Soziologen Philosophen, Künstler und Städteplaner. Bofills Entwürfe sind Unikate, stilistisch sehr unterschiedlich und häufig durch klare, gerade Linien geprägt.

Oft verbindet er klassisch anmutende Elemente wie Rundbögen und Pfeiler mit modernen Materialien wie Stahl und Glas. Fast wie ein Magier vereint er Gegensätze und entwirft Bauwerke, die trotz ihrer Andersartigkeit mit der Umgebung harmonieren.

Weltweit einmalig

Ein Geheimnis von Bofills Erfolg ist sein besonderer Blick für den Geist des Ortes, den „Genius Loci“. In einem englischen Interview  mit der Architekturexpertin Léa-Catherine Szacka verrät Ricardo Bofill:

„Ich war auch sehr am Konzept des Genius Loci interessiert. Das brachte mich zu einer besonderen Art und Weise, architektonisch zu arbeiten.“

Das Gespür für diese besonderen Gegebenheiten, wie die Atmosphäre eines Ortes und die Wirkung durch die vorhandene Bebauung, zeigt sich auch in der Gestaltung seines Architekturbüros und seines „Wohnhauses“.

Die Räume befinden sich in den renovierten Türmen eines alten Zementwerks, das vom Verfall bedroht war. Diese ehemalige Industrieanlage stellt nun ein beinahe surrealistisches Gebäudeensemble dar, das in dieser Form einmalig ist.

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