Berühmte Bauwerke: Gaudis Barcelona

Die ikonischen Bauwerke des spanischen Architekten Antoni Gaudi hat wohl jeder schon einmal auf Fotos bewundert. Doch welche Geschichte hinter der Architektur steckt, wissen die wenigsten.

Wer demnächst nach Spanien reist und die katalanische Hauptstadt besucht, sollte sich die Zeit nehmen und Gaudis Barcelona erkunden. Und diese wundervolle Stadt durch die Augen des berühmten Architekten sehen.
 
Barcelona hat nur wirklich erlebt, wer die Gebäude ihres Stararchitekten erkundet hat. Dabei sind nicht nur Gaudis Bauwerke ausdrucksstark und faszinierend.

Bei all der überbordenden Kreativität, die in seinen Werken Ausdruck findet, stellt sich die Frage, was für ein Mensch dahintersteckt, welche Gedanken und Gefühle Gaudi in seinem Schaffen geleitet haben.

Antoni Gaudi prägte mit seinem individuellen architektonischen Stil das Bild und die Ästhetik Barcelonas wie kein anderer.

Dabei brachte er Neogotik mit Kubismus, Surrealismus und der katalanischen Variante des Jugendstils zusammen. Eine kleine Auswahl seiner wichtigsten Bauwerke sei im Folgenden vorgestellt.
 

Die Sagrada Familia

Die Sagrada Familia ist ohne Frage Gaudis wichtigstes Bauwerk. Mit 31 Jahren erhielt der den Auftrag, die Kirche zu errichten. Und er widmete ihr in Folge 42 Jahre seines Lebens.

Die Idee zur Sagrada Familia stammte jedoch vom Buchhändler Josep Maria Bocabella. 1882 begann der Bau der Kirche, finanziert durch öffentliche Spenden.

Und zunächst übernahm der Architekt Francisco de Paula del Villar die Bauleitung. Als Villar 1883 von dem Projekt zurücktrat, sprang Antoni Gaudi ein.

Er drückte der Kirche seine eigene, ausgesprochen kühne Vision auf. Jugendstil verschmilzt hier mit Neogotik und allerlei Naturmotiven. Ein neuer, nie da gewesener Architekturstil war geboren.

Kritiker empfanden diesen als grotesk und übertrieben. Doch ging und geht noch immer eine unglaubliche Faszination von diesem Gebäude aus, das seine Zeit überlebte und von dem nun bereits Generationen fasziniert sind.

Die Fassade ist reich mit Reliefs und Skulpturen verziert. Diese sollen Gott und den Wundern der von ihm erschaffenen Welt huldigen. Wabenförmige Türme ragen in den Himmel, als wollten sie ein neues Babel erschaffen.

Doch tatsächlich soll der Hauptturm nie mehr als 170 Meter hoch werden, um ja nicht den Hausberg Barcelonas, den Montjuïc, zu überragen. Denn, so Gaudi: "Der Mensch sollte Gott nicht übertreffen".

Wer von der Fassade der Kirche beeindruckt ist, wird ihr Inneres zu schätzen wissen. Wer das Gebäude betritt, fühlt sich in eine fremde Welt versetzt. Baumartige Säulen ragen in die Höhe.

Beim Anblick der Geometrie des Dachstuhls kann einem schwindelig werden. Knallige Farben, Eleganz und Raffinesse treffen aufeinander. Das Licht fällt durch zarte Buntglasfenster, die wie von futuristischen Spinnen gewebt scheinen. 

Gaudi selbst konnte dieses Werk, das ihn so viele Jahre kostete, nie vollenden. Tatsächlich ist der Bau der Sagrada Familia bis heute nicht abgeschlossen.

Und ein genaues Ende der Bauarbeiten ist nicht in Sicht. Manche sprechen von 30, andere von 80 Jahren. Denn es bleibt dabei. Finanziert wird das Bauwerk weiterhin nur durch Spenden.

Park Güell

Als der Industrielle Eusebi Güell eine Gartenstadt für die Reichen und Schönen Barcelonas errichten wollte, beauftragte er Gaudi mit der Gestaltung eines Parks.

Hier sollten luxuriöse Landvillen entstehen und gewinnbringend verkauft werden. Der Park sollte den Käufern der Immobilien eine besondere und exklusive Atmosphäre bieten.

Gebaut wurden am Ende nur zwei Häuser im Park Güell und nur eines davon wurde verkauft. Gaudi selbst erstand das Gebäude. Von 1906 bis 1926 hatte er hier sein Domizil. Heute beherbergt das Haus das Gaudi-Museum.

Als Immobilienprojekt war der Park Güell damit ein Misserfolg, aber als Touristenattraktion (Eintritt 7 bis 10 Euro) entwickelte er sich zu einem Wahrzeichen der Stadt.

Als Besucher beginnt man seinen Spaziergang an den großen reptilienartigen Pavillons, bevor die berühmte bunte Eidechsenskulptur auf der Treppe begrüßt wird – ein beliebter Platz für Selfies.

Anschließend führt der Weg durch Säulen hindurch bis zu einer herrlichen, offenen Terrasse. Hier kann auf wellenförmigen Bänken verweilt werden, die mit Mosaiken aus gebrochenen Fliesen verziert sind.

Und es eröffnet sich ein eindrucksvoller Ausblick über ganz Barcelona bis hin zum Mittelmeer.

Casa Mila

Der Prachtboulevard Barcelonas, der Passeig de Gracia, ist die Vorzeigestraße des katalanischen Jugendstils, des Modernisme, und natürlich hat der große Gaudi auch hier seine Spuren hinterlassen.

Er entwarf sowohl die Casa Batllo als auch die Casa Mila. Letztere, die auch unter dem Spitznamen La Pedrera (Der Steinbruch) bekannt ist, war das letzte Werk, das Gaudi vollenden konnte, bevor er sich voll und ganz der Basilika La Sagrada Familia widmete.

Das Gebäude ist eine der am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die geschwungenen Kurven, die kunstvollen Metallarbeiten und die spiralförmigen, mit Mosaik gefliesten Schornsteine bringen noch einmal alles zum Ausdruck, was den einzigartigen Stil Gaudis ausmacht. 

Im Gebäude kann eine Wohnung besichtigt werden – eine kleine Zeitkapsel, die den Besucher in den Alltag des wohlhabenden Bürgertums und die Zeit des Modernisme entführt.

Darüber hinaus beherbergt die Casa Mila ein Museum, in dem viel über Gaudis Formensprache zu erfahren ist. 

Gaudi – ein Leben für die Architektur

1926 kam es zu einem tragischen Unfall. Ein Mann wurde von einer Straßenbahn erfasst und schwer verletzt. Man brachte den Bewusstlosen in ein Armenspital, denn er war wie ein Bettler gekleidet.

Und niemand erkannte in ihm Barcelonas Stararchitekten Antoni Gaudi. Erst Tage später machten ihn sein Mitarbeiter und Freund Domènec Sugranes und der Kaplan der Sagrada Familie ausfindig, die sich auch die Suche nach Gaudi begeben hatten, nachdem er nicht auf er Baustelle erschienen war. Gaudi starb jedoch noch am selben Tag.

Dieses Ende ist bezeichnend für sein Leben, das er mit den Jahren mehr und mehr in den Dienst seiner Werke gestellt hatte. Gaudi hatte sich gesellschaftlich zurückgezogen und nach gescheiterten Hochzeitsplänen für ein asketisches Leben im Zölibat als Laie entschieden. Seine Architektur war dafür umso lebhafter.

Bei Gaudi wurde sie zur Kunst. Er entwickelte eine eigene Formsprache und organisch wirkende Formen und Strukturen, gewagte Statik, Bruchsteine und bunte Fliesen sorgen für einen hohen Wiedererkennungswert seines einzigartigen Stils.